Edith Stein

Edith Stein, Ordensname Teresia Benedicta a Cruce OCD oder Teresia Benedicta vom Kreuz (* 12. Oktober 1891 in Breslau; † 9. August 1942 im KZ Auschwitz-Birkenau), war eine deutsche Philosophin und Frauenrechtlerin jüdischer Herkunft. Edith Stein wurde 1922 durch die Taufe in die katholische Kirche aufgenommen. 1933 trat sie in den Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen ein. Sie gilt als Brückenbauerin zwischen Christen und Juden.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Stein „als Jüdin und Christin“ zum Opfer des Holocaust. In der katholischen Kirche wird sie als Heilige und Märtyrerin verehrt, Teilen der evangelischen Kirche gilt sie als Glaubenszeugin. Ihr römisch-katholischer und evangelischer Gedenktag ist der 9. August.

Papst Johannes Paul II. sprach Stein am 1. Mai 1987 selig und am 11. Oktober 1998 heilig.

Leben

Edith Stein wurde als jüngstes von elf Kindern in eine jüdisch-orthodoxe Familie geboren. Vier der Geschwister waren bereits vor Ediths Geburt verstorben. Ihr Vater, der Kaufmann Siegfried Stein, starb, als Edith etwa ein Jahr alt war. Die Mutter Auguste Stein, geborene Courant, führte den Holzhandel weiter und ermöglichte allen Kindern eine solide Ausbildung.

Nach neun Schuljahren verließ Edith Stein als begabte Schülerin 1906 vorzeitig das zehnjährige Lyzeum in Breslau und half fast ein Jahr lang in Hamburg ihrer ältesten Schwester Else Gordon (* 1876 in Gleiwitz, Oberschlesien; † 1956 in Bogota, Kolumbien), die zwei Kinder hatte. Zu der religiösen Tradition ihres Elternhauses entwickelte die junge Edith Stein ein kritisches Verhältnis und verstand sich zeitweilig als Atheistin. Zurück in Breslau, finanzierte die Mutter kurze Zeit Privatunterricht, so dass Edith 1908 nach einer Prüfung, ohne die 10. Klasse absolviert zu haben, in die 11. Klasse des Gymnasiums aufgenommen wurde und dort 1911 ein sehr gutes Abitur ablegte.

An der Universität Breslau begann sie anschließend ein Lehramtsstudium und belegte die Fächer Psychologie, Philosophie, Geschichte und Germanistik. Sie wollte schon damals, wie sie rückblickend schrieb, der „Menschheit dienen“. Später studierte sie an der Universität Göttingen und in Freiburg im Breisgau, zuletzt wieder in Breslau. Nach ihrem Staatsexamen und der Doktorarbeit 1916 mit dem Thema Zum Problem der Einfühlung war sie bis 1918 wissenschaftliche Assistentin ihres Doktorvaters, des Philosophen Edmund Husserl in Freiburg. Obwohl mit Auszeichnung promoviert, wurde sie nicht zur Habilitation zugelassen. An der Universität Göttingen legte sie 1919 erfolglos die Habilitationsschrift Psychische Kausalität vor; in Breslau und Freiburg im Breisgau bewarb sie sich vergebens mit der philosophischen Abhandlung Potenz und Akt. Alle vier Versuche, zur Habilitation zugelassen zu werden, scheiterten daran, dass sie eine Frau war. Edith Stein überarbeitete und beendete die Schrift in der NS-Zeit 1936 unter dem Titel Endliches und ewiges Sein; sie konnte erst nach Kriegsende 1950 veröffentlicht werden. Die Schrift ist ein Grundriss der Ontologie. Edith Stein setzte sich darin mit dem Denken von Thomas von Aquin, Husserl und Heidegger auseinander.

Den Wendepunkt im Leben Edith Steins bildete die Lektüre der Autobiographie der hl. Teresa von Ávila. Am 1. Januar 1922 wurde Edith Stein in Bad Bergzabern durch die Taufe in die römisch-katholische Kirche aufgenommen. Ostern 1923 siedelte sie in die Pfalz über, wo sie durch Vermittlung ihres geistlichen Begleiters, des Domkapitulars Joseph Schwind, eine Stelle als Lehrerin an den Schulen der Dominikanerinnen von St. Magdalena in Speyer übernahm.

Zwischen 1927 und 1933 hatte sie intensiven Kontakt zur Erzabtei Beuron; fünfzehn Aufenthalte sind nachgewiesen. Der Beuroner Erzabt Raphael Walzer hielt sie über Jahre von ihrem Plan ab, in den Karmel einzutreten, und bat sie, weiterhin und verstärkt in der Öffentlichkeit zu wirken. Daher wechselte Edith Stein 1932 zum Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster, einer katholischen Einrichtung, wo sie besonders gerne die Kirche St. Ludgeri besuchte. In Münster beschäftigte sie sich unter anderem mit dem hl. Thomas von Aquin. In dieser Zeit begegnete sie dem Philosophen Peter Wust. Edith Stein hielt Vorträge zur Frauenfrage und zu Problemen der neueren Mädchenbildung.

Sie war Mitglied im Verein katholischer deutscher Lehrerinnen.

Nach der Machtergreifung im Januar 1933 gipfelten die immer häufigeren Ausschreitungen der Nationalsozialisten gegen die Juden am 1. April 1933 im Aufruf zum „Judenboykott“ und der dadurch erzeugten Pogromstimmung. Mitte April schrieb Edith Stein einen Brief an den damaligen Papst Pius XI., mit der Bitte, öffentlich gegen die Judenverfolgung zu protestieren:

„… Alles, was geschehen ist, und noch täglich geschieht, geht von einer Regierung aus, die sich ‚christlich‘ nennt. Seit Wochen warten und hoffen nicht nur die Juden, sondern Tausende treuer Katholiken in Deutschland – und ich denke, in der ganzen Welt – darauf, daß die Kirche Christi ihre Stimme erhebe, um diesem Mißbrauch des Namens Christi Einhalt zu tun. (…) Wir alle, die treue Kinder der Kirche sind und die Verhältnisse in Deutschland mit offenen Augen betrachten, fürchten das Schlimmste für das Ansehen der Kirche, wenn das Schweigen noch länger anhält.“

Eine Antwort aus dem Vatikan erhielt Edith Stein zwar nicht, aber der Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli (der spätere Papst Pius XII.) schrieb dem Erzabt Walzer, dass der Brief pflichtgemäß dem Papst vorgelegt worden sei. Die Hoffnungen Edith Steins auf eine öffentliche Stellungnahme seitens des Vatikans wurden enttäuscht. Nur wenige Tage zuvor hatten die Verhandlungen über das Reichskonkordat begonnen, das von Hitler zwar später laufend gebrochen wurde, Hitlers Vorgehen gegen die Kirche in Deutschland jedoch auch bis zu einem gewissen Grad wirksam einschränken konnte.

Auf Druck des Naziregimes gab Edith Stein schließlich Ende April 1933 ihre Stelle in Münster auf, um das Institut vor Schaden zu bewahren. Ein dezidiertes Lehrverbot oder ein Kündigungsschreiben erhielt sie nicht.

Am 14. Oktober 1933, zur ersten Vesper des Hochfestes ihrer Namenspatronin Teresa von Ávila, trat Edith Stein mit 42 Jahren als Postulantin in den Karmel Maria vom Frieden in Köln ein und nahm zur Einkleidung ein halbes Jahr später den Ordensnamen Teresia Benedicta a Cruce an. Zwei Jahre später, 1936, ließ sich auch Ediths ältere Schwester Rosa Stein (1883–1942) taufen. Rosa Stein lebte später als Gast und Tertiarin bei ihrer Schwester im niederländischen Karmel in Echt und betreute die Pforte.

Die jüdische Herkunft Edith Steins wurde spätestens im April 1938 amtlich bekannt. Nach der Pogromnacht vom 9. November 1938 entschloss sie sich zum Umzug in ein Kloster außerhalb Deutschlands und siedelte schließlich in den Karmel im niederländischen Echt über, wo sie am Silvestertag 1938 aufgenommen wurde. Ihr gelang es, im Juli 1939 ihre Schwester Rosa zu sich zu holen. Mit der deutschen Besetzung der Niederlande im Mai 1940 holte die Bedrohung sie dort wieder ein. Der Aufforderung der Besatzungsbehörden im Dezember 1941, alle nichtniederländischen „Nichtarier“ sollten sich zur „freiwilligen Emigration“ melden, mussten auch Edith Stein und ihre Schwester folgen, da sie seit Oktober 1941 in Maastricht polizeilich gemeldet waren. Die Maßnahme diente den Verfolgern dazu, die im Land lebenden jüdischen Emigranten zu erfassen. Edith Stein beantragte kurz darauf bei den Behörden, die beiden Frauen aus den Emigrantenlisten wieder zu streichen und ihnen den weiteren Aufenthalt im Kloster zu gestatten. Auf diese Weise wollten sie verhindern, von den Deutschen zwangsverschickt zu werden. Parallel bemühten sie sich über private Bekannte um eine Einreise- und Aufenthaltserlaubnis für die Schweiz, um in den Schweizer Karmel Le Pâquier fliehen zu können, was aber trotz Vermittlungsversuchen durch Hilde Vérène Borsinger nicht mehr rechtzeitig gelang.

Anfang Juli 1942 begannen die Massendeportationen von Juden aus den Niederlanden, die nach offizieller Darstellung angeblich in „Arbeitslager“ gebracht wurden. Am 11. Juli protestierten die niederländischen Kirchen in einem gemeinsamen Telegramm an den Reichskommissar für die Niederlande, Arthur Seyß-Inquart, gegen diese Maßnahmen. Seyß-Inquart reagierte mit der überraschenden Zusicherung, vor 1941 getaufte Juden aller christlichen Konfessionen würden von der Deportation ausgenommen, wenn die Kirchen ihren Protest nicht öffentlich machten. Unbeeindruckt von diesem Angebot veröffentlichten die Reformierte Staatskirche (als größte christliche Konfession) und die katholischen Bischöfe der Niederlande ihr Protesttelegramm am Sonntag, dem 26. Juli 1942. Dazu ließ der katholische Erzbischof von Utrecht, Johannes de Jong, am gleichen Sonntag landesweit einen auf den 20. Juli datierten Hirtenbrief verlesen, der das Vorgehen der Deutschen gegen Juden anprangerte. Als Reaktion darauf wurden 244 zum Katholizismus konvertierte ehemalige Juden, darunter auch Rosa und Edith Stein, am 2. August 1942 von der Gestapo verhaftet.

Die beiden Schwestern wurden zunächst in das Polizeilager Amersfoort und dann zum Durchgangslager Westerbork gebracht, wo sie am 4. August 1942 eintrafen. Von hier aus wurden sie am 7. August mit der Reichsbahn in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort vermutlich am 9. August 1942 in einer Gaskammer ermordet. Ein letztes Lebenszeichen Edith Steins stammt vom Bahnhof Schifferstadt bei Ludwigshafen am Rhein, wo der Transport am 7. August gegen 13 Uhr kurz hielt.

Deutung ihres Schicksals

In ihrem Testament vom 9. Juni 1939 schrieb Edith Stein:

„Schon jetzt nehme ich den Tod, den Gott mir zugedacht hat, in vollkommener Unterwerfung unter Seinen heiligsten Willen mit Freuden entgegen. Ich bitte den Herrn, daß Er mein Leben und Sterben annehmen möchte zu seiner Ehre und Verherrlichung, für alle Anliegen der heiligsten Herzen Jesu und Mariä und der Heiligen Kirche, insbesondere für die Erhaltung, Heiligung und Vollendung unseres heiligen Ordens, namentlich des Kölner und Echter Karmels, zur Sühne für den Unglauben des jüdischen Volkes und damit der Herr von den Seinen aufgenommen werde und sein Reich komme in Herrlichkeit, für die Rettung Deutschlands und den Frieden der Welt, schließlich für meine Angehörigen, lebende und tote und alle, die Gott mir gegeben hat: Dass keines von ihnen verloren gehe.“

Auch nach ihrer Konversion fühlte sich Edith Stein als zum jüdischen Volk gehörend. Die Taufe und der Ordenseintritt elf Jahre später rief Spannungen in der Familie hervor, vor allem mit ihrer Mutter, die ihre Konversion zum Katholizismus als Apostasie verstand.

Edith Stein sah es als ihre Bestimmung, in ihrem Herzen die Leiden ihres Volkes anzunehmen, um sie Gott als Sühne anzubieten: „Ich muss immer wieder an die Königin Ester denken, die gerade darum aus ihrem Volk genommen wurde, um für das Volk vor dem König zu stehen. Ich bin eine sehr arme und ohnmächtige kleine Esther, aber der König, der mich erwählt hat, ist unendlich groß und barmherzig“, schrieb sie im Herbst 1938.

Wie sehr sich Edith Stein ihrer Herkunft verbunden fühlte, könnte eine von ihr überlieferte Äußerung zeigen: „Komm, wir gehen für unser Volk!“ Sie soll dies gesagt haben, als sie und ihre Schwester aus dem Karmel in Echt von der Gestapo abgeholt wurden. Die Aussage ist allerdings nicht sicher verbürgt und kommt weder in der frühesten Biographie über Edith Stein noch in den Akten des Seligsprechungsprozesses vor.

Die Theologin Uta Ranke-Heinemann sieht in der – von ihr grundsätzlich respektierten – Stein ein „verirrtes und verwirrtes Opfer zwei Jahrtausende alter katholischer antijudaistischer Demagogik, wenn sie [Stein] z. B. über die Reichspogromnacht von 1938 sagte: ,Das ist die Erfüllung des Fluches, den mein Volk auf sich herabgerufen hat‘.“ Stein habe sich damit zu einer weiteren „Stimme der christlich-antijüdischen Diffamierung gemacht, die schon in den Evangelien beginnt und die die Christen 2000 Jahre lang an die Verfluchtheit der Juden glauben ließ.“

Edith Stein wurde am 1. Mai 1987 von Papst Johannes Paul II. in Köln seliggesprochen. Die Heiligsprechung fand am 11. Oktober 1998 in Rom statt. 1999 wurde Edith Stein – zusammen mit den hll. Birgitta und Katharina von Siena – zur Patronin Europas erklärt. Ihr Gedenktag am 9. August ist in den Regionalkalendern der europäischen Länder daher ein Fest. Der 9. August ist auch ihr Gedenktag im Evangelischen Namenkalender der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die Reliquie des Chormantels der Heiligen befindet sich in der Landricuskirche zu Echt, eine Reliquie vom Gewand der hl. Teresia Benedicta vom Kreuz befindet sich im Speyrer Dom, eine weitere im Altartisch der Pfarrkirche Telfs-Schlichtling.

In Wachenheim trägt die römisch-katholische Kirche das Patrozinium der hl. Edith Stein. In Hamburg-Allermöhe gibt es die Edith-Stein-Kirche und einen Edith-Stein-Platz. Der 1978 errichtete und inzwischen aufgelassene Edith-Stein-Karmel in Tübingen war ebenfalls dem Patrozinium Edith Steins unterstellt. Eine Edith Stein gewidmete Kapelle steht in Köln-Bilderstöckchen. In Frankfurt am Main wurde 2016 die Katholische Kirche am Riedberg mit dem Edith-Stein-Patrozinium geweiht. Mehrere Pfarrgemeinden in verschiedenen Teilen Deutschland wählten die Heilige zur Pfarrpatronin, oft im Zuge von Fusionen mehrerer Gemeinde zu einer gemeinsamen Pfarrei. In Wuppertal-Vohwinkel wurde im September 2011 die Lettow-Vorbeck-Straße in Edith-Stein-Straße umbenannt. In ihrer Heimatstadt Breslau gibt es ein ihr gewidmetes Kulturzentrum (Dom Edyty Stein), eine nach ihr benannte Straße (ul. Błogosławionej Edyty Stein) und einen solchen Park (Park Świętej Edyty Stein).

Diverse Straßen, Schulen, Gebäude, Kliniken und öffentliche Einrichtungen in deutschen, österreichischen und polnischen Städten sind nach Edith Stein benannt. In der niederländischen Stadt Hengelo führt die Pädagogische Hochschule den Namen Hogeschool Edith Stein.

Gedenktafeln wurden an dem Haus in der Dürener Straße in Köln, an dessen Stelle der damalige Karmel gestanden hatte, und am Gasthof Kybfelsen in Freiburg-Günterstal, wo sie 1916, 1929 und 1931/32 einkehrte, angebracht. Eine Gedenktafel befindet sich auch an ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Göttinger Innenstadt. Im Toni-Schröer-Haus in Lambrecht (Pfalz) wurde eine Edith-Stein-Gedenkstätte eingerichtet. Eine Dauerausstellung über Edith Stein wird im Kloster der Dominikanerinnen zur hl. Maria Magdalena in Speyer gezeigt.

In Wien ist das Edith-Stein-Haus in der Ebendorferstraße 8 der Hauptstandort der Katholischen Hochschulgemeinde und der Hochschulseelsorge der Erzdiözese Wien. Im Sinne von Karl Strobls Modell des „Katholischen Studentenhauses“ beheimatet das Haus auch eine Edith Stein geweihte Kapelle sowie ein Wohnheim für ca. 90 Studentinnen und Studenten. In Neuss ist eine Familienbildungsstätte nach ihr benannt.

In der Taufkapelle des Speyerer Domes, dem unteren Teil der Doppelkapelle, wurde 1990 eine Edith-Stein-Gedenkstätte eingerichtet. Für sie schuf der Bildhauer Klaus Ringwald eine Bronzebüste Edith Steins sowie eine Tafel mit den Stationen ihres Lebens. An einer Innenwand der Katharinen-Kapelle, dem oberen Teil der Doppelkapelle des Speyerer Domes, befindet sich eine Gedenktafel sowie ein Reliquie von ihrem Gewand.

Der Edith-Stein-Preis wird vom Göttinger Edith-Stein-Kreis alle zwei Jahre an Persönlichkeiten, Gruppierungen und Institutionen verliehen, die sich grenzüberschreitend sozial engagieren. Er besteht aus einer Medaille mit der Inschrift „Unsere Menschenliebe ist das Maß unserer Gottesliebe“ und ist mit 5.000 € dotiert.

Stolpersteine gibt es in Köln Vor den Siebenburgen 6, Dürener Straße 89 und Werthmannstraße 1, in Freiburg im Breisgau Goethestraße 63, Riedbergstraße 1, Zasiusstraße 24, Dorfstraße 4 und Spitzackerstraße 16 im Stadtteil Günterstal sowie in Breslau an der ul. Nowowiejska 38. Letzterer war, am 12. Oktober 2008 verlegt, der erste Stolperstein in Polen überhaupt. Seit dem 2. Juli 2013 liegt in den Niederlanden in Echt-Susteren ebenfalls je ein Stolperstein für sie und ihre Schwester Rosa. In Freiburg im Breisgau liegen drei Stolpersteine für Edith Stein (Goethestraße, Riedbergstraße und Zasiusstraße).

Zudem erschien am 13. Januar 1983 eine Sonderbriefmarke.

Musikalische Werke, inspiriert durch Edith Stein

  • Adelheid Geck: Ave, crux spes unica, Motette für Chor SATB a cappella. Erschienen im Konsid-Musikverlag 2006. Uraufführung zur Weihe der Edith-Stein-Statue von Paul Nagel an der Westfassade des Petersdoms durch Papst Benedikt XVI. mit dem Figuralchor Köln.

Darstellung in der Kunst

Im Rahmen der Neukonzeption des Skulpturenprogramms des Kölner Rathausturms in den 1980er Jahren wurde Edith Stein durch eine Figur von Paul Nagel im vierten Obergeschoss auf der Nordseite des Turmes geehrt. In der Edith Stein geweihten Kirche in Wachenheim an der Weinstraße befindet sich eine von Leopold Hafner geschaffene Skulptur. Der Bildhauer Bert Gerresheim schuf zwei Darstellungen Edith Steins in Bronze. 1999 entstand das Edith-Stein-Denkmal für den Platz vor dem Priesterseminar des Erzbistums Köln. Im März 2009 wurde Edith Stein in Berlin durch die Ernst-Freiberger-Stiftung mit einer Bronzeplastik des Künstlers Bert Gerresheim geehrt. Die Büste ist Teil der „Straße der Erinnerung“ im Stadtteil Moabit am Spreebogen.

Rechts des südlichen Chorportals am Freiburger Münster schuf Hans-Günther van Look, ein Schüler Georg Meistermanns, ein farbiges Glasfenster (2001), das Edith Stein im Habit der unbeschuhten Karmelitinnen zeigt. Der Künstler betonte die Spannung zwischen Natur und Vision, indem er das Antlitz der Heiligen fotorealistisch darstellte, während vier abstrakte Segmente eines Nimbus die Heilige wie ein Firmament umstrahlen. Das Porträt in Grisaille-Technik gestaltete van Look nach Vorlage eines Schwarz-Weiß-Passfotos aus dem Jahr 1938.

Ebenfalls in einem Fenster hat der Kölner Künstler Clemens Hillebrand Edith Stein in der Kirche „Maria Heimsuchung“ in Wadgassen dargestellt.

Im Vatikan segnete Papst Benedikt XVI. am 11. Oktober 2006 eine Statue der Heiligen, die anschließend in einer der Außennischen der vatikanischen Petersbasilika aufgestellt wurde. Die 5,80 m hohe Skulptur aus weißem Carrara-Marmor, die Edith Stein als Patronin Europas darstellt und ein Kreuz und eine Thorarolle trägt, schuf der Künstler Paul Nagel.

In Landau (Pfalz) wurde im November 2008 im Rahmen der Einweihung des Edith-Stein-Platzes eine Skulptur des Künstlers Peter Brauchle aufgestellt. 2006 beschloss die Bayerische Staatsregierung, Edith Stein in die Gedenkstätte Walhalla in Donaustauf aufzunehmen. In der Walhalla wurde am 25. Juni 2009 eine von dem Traunsteiner Bildhauer Johann Brunner geschaffene Marmorbüste enthüllt.

Im Roman Gruppenbild mit Dame von Heinrich Böll ist die Figur der Nonne Rahel, genannt Haruspika, deutlich an Edith Stein angelehnt.1

 

Ella Law

Ella Law (31.01.1859-03.01.19291; geb. Ella Mary Law, auch Lau) war eine Frauenrechtlerin und Kleider- und Sozialreformerin. Law, deren Eltern vermutlich aus London stammen (Mutter Susanne Marie Juliane Law, geb. Willert) , war sozial und politisch engagiert. Ihr Name findet sich auf der Liste der Wahlvorschläge zur Volkskammer 19192, zur Stadtverordnetenwahl 1921 ließ sich „Privata Ella Lau“ aufstellen. Law trat für zeitgemäße Frauenkleidung ein: Seit der Gründung des Dresdner Vereins für Verbesserung der Frauenkleidung 1897 war sie bis kurz vor ihrem Tod aktive Vorständin3. Durch ihr Engagement wurde Dresden von 1903 bis 1906 zum „Hauptort“ des Landesverbands. Sie setzte sich für dessen Teilnahme an der Internationalen Hygiene-Ausstellung 1911 in Dresden ein, wo der Verband eine Silbermedaille gewann. Im Verein Volkswohl war Law von 1902 bis 1928 Vorständin4. Am 21. November 1917 gründete sie den Landesverband Sächsischer Frauenvereine mit und wurde einstimmig zu dessen Vorsitzenden gewählt5.

Zunächst lebte sie Wachwitz6, später in Seevorstadt (Moltkeplatz 87 und Moltkeplatz 48).

1897–1928 Vorständin des Dresdner Vereins für Verbesserung der Frauenkleidung

1901 Publikation Die Reform der Frauenkleidung in wissenschaftlicher und gesundheitlicher Beziehung

1902–1928 Vorständin im Verein Volkswohl

1903–1906 Redaktionsleitung der Vereinsmitteilung der Freien Vereinigung für Verbesserung der Frauenkleidung

1904 Konferenzvorsitz International League for the Reform of Women’s Dress

1907 Vertretung im Internationalen Verband für Verbesserung der Frauenkleidung

1911 Mitwirkung bei der Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden

1917 Mitgründung und Vorsitz des Landesverbandes Sächsischer Frauenvereine

1919 auf Wahlliste zur Volkskammer

1921 Aufstellung zur Stadtverordnetenwahl

Dora Vollmöller-Mirus

Dora Vollmöller-Mirus (geb. Theodora Elisabeth Mirus) war Schriftstellerin und Frauenrechtlerin. 1887 heiratete sie Dr. Karl Vollmöller, Professor an der Uni Göttingen, 1891 Übersiedlung nach Dresden. Gründung des Augusta-Heims in Leisnig (Sommeraufenthalt für Schriftstellerinnen, Lehrerinnen, Handlungsgehilfinnen u.a.). Im Vorstand des Vereins für Handlungsgehilfinnen und des Vereins Freundinnnen junger Mädchen. Verbandsvorsitzende des Landesverbandes für christlichen Frauendienst 1910-1912. Vorgängerin: Rosa von Zezschwitz. Nachfolgerin: Marie von Carlowitz. Sie wohnte auf der Wiener Straße 9. 1, 2, 3

Sie war die Tochter des Rechtsanwalts und sächsischen Hofrats Karl Adolf Mirus (1829–1907) und der Auguste Wilhelmine Buhle (1839–1900). Die Mutter war Nachfahrin einer Textilfabrikantenfamilie in Polen und brachte bedeutendes Vermögen in die Familie ein. Theodora erhielt ihre Erziehung durch eine Gouvernante und Privatlehrer. Das Vermögen der Familie erlaubte ihr schon in jungen Jahren zahlreiche größere Reisen. Im Haus Gottfried in Tölz, einem Besitz der Eltern, verlobte sie sich am 31. August 1886 mit Karl Vollmöller, zu dem Zeitpunkt Professor der Philologie in Göttingen. Am 18. Januar 1887 folgte die Heirat. Dadurch wurde sie die Schwägerin der Sozialreformerin Emilie Vollmöller.

Im Jahr 1891 zog die Familie nach Dresden, wo sie aus altem Buhle’schen Besitz zahlreiche Immobilien besaß. Vollmöller war sozial engagiert, auf dem Gebiet der Inneren Mission tätig und setzte sich vor allem für arbeitende Frauen und Mädchen ihrer Zeit ein. In Leisnig gründete sie das Augusta-Heim, in dem Autorinnen, Lehrerinnen, Handlungsgehilfinnen und andere berufstätige Frauen den Sommer verbringen konnten. Ihr Mann engagierte sich gemeinsam mit seinem Bruder Robert Vollmöller in deren Heimatort Ilsfeld nach der Brandkatastrophe von 1904 für die Nothilfe und den Wiederaufbau und gründete dort 1906 das nach ihr benannte Kleinkinderpflegeheim Dorastift. Die Brüder wurden 1906 zu Ehrenbürgern von Ilsfeld ernannt.

Von 1910 bis 1912 war Vollmöller Verbandsvorsitzende des „Landesverbandes für christlichen Frauendienst“. Auch im Vorstand des „Vereins für Handlungsgehilfinnen“ und des Vereins „Freundinnen junger Mädchen“ hatte Vollmöller Posten inne. Ihre Schriften veröffentlichte sie unter dem Namen Dora Vollmöller. Sie war eine enge Freundin der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Hedwig Dohm, der Großmutter Katia Manns.4

Ihr Grab befindet sich auf dem Trinitatisfriedhof.

Friederike Wolfhagen („Marie Norden“)

Friederike Marie Ernestine Wolfhagen (Pseudonym: Marie Norden) war Mitarbeiterin von Louise Ottos „Frauen-Zeitung“ sowie der „Dresdner Zeitung“.

Wolfhagen wurde als sechstes Kind von insgesamt neun Geschwistern geboren und am 25. Januar 1813 in der St.-Laurentius-Kirche evangelisch getauft. Ihr Vater Friedrich Wolfhagen (1777–1846), der Advokat war und in Kiel studiert hatte, übte im Namen des dänischen Königs Christian VIII. die Ämter des Stadtsekretärs, Polizeimeisters und Bürgermeisters von Tönning aus. Ihre Mutter war Charlotte Christiane, geb. Hansen. Wolfhagen wurde wie ihre Geschwister von einem Hauslehrer unterrichtet und anschließend nach Kopenhagen zur Vervollständigung ihrer Erziehung geschickt. Auf Grund einer Krankheit ihres Vaters, der seinen Abschied aus dänischen Diensten nehmen musste, zog die Familie nach Wandsbek vor den Stadttoren Hamburgs. In den folgenden Jahren reiste Wolfhagen sehr viel. Neben Aufenthalten in Kopenhagen, Helgoland und Süddeutschland besuchte sie auch die Schweiz, Österreich und Norditalien. Zudem hatte sie ihren Vater zu pflegen, der 1846 verstarb.

Seit 1836 publizierte sie Romane, Erzählungen und Novellen, immer unter Pseudonym (Marie Norden oder M. Norden). Nach dem Tode ihres Vaters zog sie gemeinsam mit ihrer Schwester Therese und ihrer Mutter nach Dresden, vermutlich um sich als Malerin ausbilden zu lassen. Sie nahm Anteil an der revolutionären Ereignissen des Jahres 1848/49 und am Dresdner Maiaufstand 1849. In Dresden trat sie in freundschaftliche Beziehungen mit Friedrich Anton Serre, dem Gründer der Schillerstiftung. Sie korrespondierte mit Louise Otto, Karl Gutzkow, Lorenz Diefenbach und anderen.

Nach 1867 schrieb Wolfhagen keine Romane mehr. Sie war an Gelenkrheumatismus erkrankt und verstarb unverheiratet am 3. Juli 1878 in Dresden. Louise Otto widmete ihr einen warmherzigen Nachruf. Ihre Schwester, Therese Wolfhagen, übermittelte Franz Brümmer biografische Angaben für einen Lexikonartikel.

Wie viele Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts in Deutschland zog Wolfhagen es vor, unter einem Pseudonym an die Öffentlichkeit zu treten. Da sie nicht von ihrer Familie abhängig sein wollte und mit 24 Jahren noch unverheiratet war, trat sie 1836 mit zwei Erzählungen an die Öffentlichkeit. In Der Brand von Pera und Die Empörung zu Kairo ging es um den Aufstand der Ägypter gegen Napoleon im Jahr 1789. In dem Roman Der Matador beschäftigte sie sich mit den Karlistenkriegen. Mitte der 1840er-Jahre begann sie sich mit sozialen Problemen, wie dem Weberaufstand von 1844, den sozialen Problemen der Besitzlosen, der Frauenfrage und den revolutionären Ereignissen in Dresden zu beschäftigen. Besonders häufig widmete sie sich der Schleswig-Holsteinischen Frage, so in Die Friedensfrage in Schleswig-Holstein oder in Die Dänen hinter dem Danewerk. Historischer Roman aus der jüngsten Vergangenheit Schleswig-Holsteins. Marie Norden war eine produktive Schriftstellerin. Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Schriftstellerinnen, die ihr Schaffen durch Geschichten von Frauen und deren Auf- oder Abstieg aus „moralischen Gründen“ behandelten, nahm sich Marie Norden den aktuellen gesellschaftlichen Fragen und Zeitfragen der entstehenden Proletarisierung breiter Bevölkerungsschichten und der beginnenden Emanzipation der Frau an. Trotz hoher Auflagen geriet ihr Werk nahezu in Vergessenheit.1

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Frieda Thiele

Berufsschulleiterin, vertrat 1931 auf der Versammlung des Stadtbundes der Dresdener Frauenvereine den Dresdner Lehrerinnenverein, N 23, Wilder-Mann-Str. 40.

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Freiin Olga von Beschwitz

Freiin Olga von Beschwitz lebte in Dresden. Sie war korrespondierende Schriftführerin der Rechtskommission des Bundes Deutscher Frauenvereine.1

 

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Fanny Lewald

Fanny Lewald war Erzählerin und Romanschriftstellerin, Frauenrechtlerin und Kämpferin für die Emanzipation der Juden. Die Tochter eines jüdischen Kaufmanns, im 17. Lebensjahr zum Christentum übergetreten, um einen Kandidaten der Theologie, den sie liebte, heiraten zu können, bereute später diesen Schritt und entsagte ihrem Geliebten. 1844 und 1848 besuchte sie Dresden, bis 1877 fanden häufige Besuche als Gast der „Montagsgesellschaft“ statt (s. Marie Stritt). 1854 heiratete sie Adolf Stahr, sie unternahmen gemeinsame Reisen, nach seinem Tod lebte sie in Berlin. Am 9. Juli 1889 zog sie nach Dresden und wohnte im Hotel „Bellevue“.

Lewald forderte das uneingeschränkte Recht der Frauen auf Bildung und auf gewerbliche Arbeit ebenso, wie sie sich gegen die Zwangsverheiratung junger Frauen einsetzte (sie selbst hatte sich in ihrer Jugend erfolgreich der Verheiratung mit einem ungeliebten Mann widersetzt). Auch gegen das Scheidungsverbot opponierte sie und sprach sich in ihrem dritten Roman Eine Lebensfrage für die Erleichterung der Ehescheidung aus. Soziale Fragen beschäftigten sie immer wieder, so in Der dritte Stand (1845) oder Die Lage der weiblichen Dienstboten (1843). Aber auch Erzählungen und Reisebilder gehörten zum Repertoire der Schriftstellerin, die oft auf Reisen war. Die Ereignisse von 1848 begleitete sie publizistisch und setzte den Revolutionen in Paris, Berlin und Frankfurt in ihren zweibändigen Erinnerungen aus dem Jahr 1848 (1850) ein Denkmal. Lewald analysierte die Konventionen und Traditionen ihrer Zeit, sparte aber auch nicht an selbstkritischen Äußerungen gegen sich und das weibliche Geschlecht.1

Die Fanny-Lewald-Straße in Kleinzschachwitz wurde ihr zu Ehren benannt.

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Adele Gamper

Adele Gamper, geb. Sulzer, verheiratet mit Pastor Wilhelm Gamper, Sohn: Gustav Gamper

Gründete 1894 zusammen mit Marie Stritt den Rechtsschutzverein für Frauen in Dresden.

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