Edith Gräfin Salburg

Edith Salburg (Edith Freifrau von Krieg-Hochfelden, geb. Gräfin Salburg-Falkenstein) (* 14. Oktober 1868 auf Schloss Leonstein (Oberösterreich); † 3. Dezember 1942 in Dresden) war eine österreichische Schriftstellerin, Publizistin und Verlagsleiterin. Sie wurde bekannt unter dem Pseudonym Edith Gräfin Salburg.

Editha Ernestine Luise Hildegarde war die Tochter von Otto Arthur Adelbert Graf Salburg-Falkenstein und Hildegard Anna Franziska Ernestine von Holenia. Sie erhielt Privatunterricht im Haus ihrer Eltern in Graz, besonders in Geschichte und Literaturwissenschaften. Anregungen erhielt sie von Peter Rosegger und Robert Hamerling. 1898 heiratete sie Franz Krieg von Hochfelden (* 1857). Das Ehepaar lebte in Arco (Trentino). 1919 starb ihr Mann und sie wurde vermögenslos. Durch Schriftstellerei verdiente sie von da an ihren Lebensunterhalt. Zeitweise war sie Leiterin des Strom-Verlages. Seit 1927 lebte sie in Dresden und schrieb Romane, Gedichte und Dramen. Edith Salburg war eine der produktivsten Unterhaltungsschriftstellerinnen ihrer Zeit. Im Kulturlexikon zum Dritten Reich von Ernst Klee wird Salburg als „Vorkämpferin für Nationalismus und Antisemitismus“ bezeichnet. Im Handbuch Die Konservative Revolution in Deutschland 1918-1932 von Armin Mohler und Karlheinz Weißmann wird Salburg als „völkische Courths-Mahler“ charakterisiert.1

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Dorothea Tieck

Dorothea Tieck war eine deutsche Übersetzerin. Zusammen mit ihrem Vater Ludwig Tieck und Wolf Heinrich Graf von Baudissin fertigte sie Übersetzungen zahlreicher Werke William Shakespeares an, übersetzte aber auch andere Autoren aus dem Spanischen und Englischen.

Dorothea Tieck wurde 1799 als älteste Tochter des Schriftstellers Ludwig Tieck und der Tochter des Theologen Julius Gustav Alberti, Amalie Alberti, in Berlin geboren. Bereits 1805 trat Dorothea Tieck unter dem Einfluss ihrer Mutter zum katholischen Glauben über.

Schon in jungen Jahren zeigte sich Dorothea Tiecks Wissbegierde und Talent für Sprachen. Sie lernte Französisch, Englisch, Italienisch und Spanisch, aber auch Griechisch und Latein, sodass sie Shakespeares Werke, aber auch Calderón, Homer, Livius, Vergil, Dante und Horaz im Original lesen konnte. Im Jahr 1819 ging die Familie nach Dresden. Dorothea Tieck wurde in den folgenden Jahren die Gehilfin des Vaters und unterstützte ihn bei seinen Studien und Arbeiten. Sie übersetzte Werke Shakespeares, aber auch mehrere Übersetzungen aus dem Spanischen sind von ihr. Dorothea Tiecks Name wurde dabei nicht immer genannt, als Herausgeber fungiert oft ihr Vater Ludwig Tieck, der auch Nachworte beisteuert und manches Mal angibt, die Übersetzungen seien durch „einen (jungen) Freund“ [sic!] erfolgt.

Der Tod ihrer Mutter 1837 stürzte Dorothea Tieck in Depressionen. Besonders litt das erklärte Lieblingskind Ludwig Tiecks unter der Beziehung des Vaters zur Gräfin Finkenstein, die seit 1803 auf Gut Ziebingen und später in Dresden im Haus der Familie wohnte. Schwermütige Gedanken und Lebensunlust führten zu einem ständigen Kampf mit sich selbst, sodass sie sogar erwog, in ein Kloster zu gehen. Das Gefühl, den Vater als älteste Tochter umsorgen zu müssen, hielt sie davon ab. Neben ihrer literarischen Arbeit war die tiefreligiöse Dorothea Tieck auch in einem katholischen Frauenverein tätig und unterrichtete in einer Armenschule Mädchen aus den untersten Ständen in Handarbeiten.

Sie erkrankte an Masern und starb an einem hinzugetretenen Nervenfieber im Februar 1841 unverheiratet in Dresden. Sie wurde wie ihre Mutter auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden beigesetzt. Beide Gräber sind nicht erhalten. An Dorothea Tieck erinnert jedoch eine Gedenktafel auf dem Friedhof.

Die Shakespeare-Übersetzungen

Ludwig Tieck hatte sich bereits sehr zeitig mit William Shakespeare beschäftigt. Schon 1796 fasste er den Plan, Shakespeares Gesamtwerk ins Deutsche zu übertragen. Sein Plan wurde durch August Wilhelm Schlegels Übersetzung von 14 Werken Shakespeares durchkreuzt, die ab 1797 erschienen. Ludwig Tieck wandte sich daher zuerst englischen Werken zu, deren Übersetzung 1823 unter dem Titel Shakespeare’s Vorschule erschienen. Die Übersetzungen von Robert Greenes Die wunderbare Sage von Pater Baco und dem anonymen Arden von Feversham stammten dabei von Dorothea Tieck.

Das nächste größere Projekt wurden die Sonette Shakespeares, deren Übersetzung durch die feste Strophenform jedoch ungleich schwerer war. In Ludwig Tiecks Aufsatz Über Shakespeares Sonette einige Worte, nebst Proben einer Übersetzung derselben, der 1826 in der Zeitschrift Penelope erschien, gab Ludwig Tieck zu, dass die Übersetzung der Sonette durch einen jüngeren Freund hergestellt worden sei. Bei diesem handelte es sich um seine Tochter Dorothea, die ab 1820 sämtliche Sonette Shakespeares übersetzt hatte, von denen 25 in der Zeitschrift Penelope abgedruckt wurden.

Der Plan August Wilhelm Schlegels, eine Gesamtübersetzung der Werke Shakespeares zu liefern, war 1810 nach 14 Dramen abgebrochen. Ab 1825 übernahm Ludwig Tieck das Shakespeare-Projekt, der zu dem Zeitpunkt bereits an einer Übersetzung des Macbeth und des Stücks Love’s Labour’s Lost gearbeitet hatte. Doch schon 1830 beschrieb Ludwig Tieck seine Arbeit an der Shakespeare-Übersetzung deutlich passiver:

„Der Verleger (Georg Andreas Reimer) hat mich aufgefordert, die damals angekündigte Ausgabe insofern zu besorgen, daß ich die Übersetzungen jüngerer Freunde, die ihre ganze Muße diesem Studium widmen können, durchsehe, und, wo es nötig ist, sie verbessere, auch einige Anmerkungen den Schauspielen zufüge.“

Ludwig Tieck 1830

Neben Wolf Heinrich Graf von Baudissin handelte es sich bei den jungen Freunden auch um Dorothea Tieck. Diese Form der Arbeitsteilung entsprach jedoch weniger einem geplanten und durch den Verleger angeordneten Vorgehen, als vielmehr einem spontanen und unter Zeitdruck notwendigen Entschluss. Ludwig Tieck hatte von Reimer Zahlungen für die noch fehlenden Übersetzungen erhalten und war bereits regelmäßig gemahnt worden, dafür auch Ergebnisse zu liefern. Ludwig Tieck war jedoch durch zahlreiche Krankheiten und auch gesellschaftliche Verpflichtungen nicht in der Lage, die Übersetzungen der Werke vorzunehmen.

„Da faßten Tiecks älteste Tochter Dorothea und ich uns ein Herz und taten ihm den Vorschlag, viribus unitis die Arbeit zu übernehmen; […] Das Unternehmen hatte raschen Fortgang: im Verlauf von drittehalb Jahren wurden von meiner Mitarbeiterin Macbeth, Cymbeline, die Veroneser, Coriolanus, Timon von Athen und das Wintermärchen, von mir die noch übrigen dreizehn Stücke übersetzt. Tag für Tag von halb zwölf bis ein Uhr fanden wir uns in Tiecks Bibliothekszimmer ein: wer ein Stück fertig hatte, las es vor, die zwei andern Mitglieder unseres Collegiums verglichen den Vortrag mit dem Original, und approbierten, schlugen Änderungen vor, oder verwarfen.“

Wolf Heinrich Graf von Baudissin: Erinnerungen

In Zusammenarbeit mit Wolf Heinrich Graf von Baudissin übersetzte Dorothea Tieck zudem die Stücke Viel Lärm um Nichts und Der Widerspenstigen Zähmung und steuerte zu seiner Übersetzung des Stücks Verlorene Liebesmüh Sonette bei.

Macbeth hatte Ludwig Tieck bereits 1819 zu übersetzen begonnen. Dorothea Tieck beendete die fragmentarische deutsche Version 1833.

Dorothea Tieck fertigte auch Übersetzungen aus dem Spanischen und Englischen an, die jedoch anonym oder unter dem Namen Ludwig Tiecks erschienen. Im Jahr 1827 erschien Vicente Espinels Biografie Leben und Begebenheiten des Escudero Marcos Obrégon, die den Untertitel Aus dem Spanischen zum ersten Male in das Deutsche übertragen, und mit Anmerkungen und mit einer Vorrede begleitet von Ludwig Tieck trug. Ihre Übersetzung von Cervantes’ Leiden des Persiles und der Sigismunda erschien 1838 anonym mit einem Vorwort von Ludwig Tieck. Friedrich von Raumer veranlasste Dorothea Tieck schließlich zur Übersetzung des Werkes Leben und Briefe George Washingtons von Jared Sparks, die 1841 erschien.

Dorothea Tieck hielt sich bei ihrer Arbeit stets im Hintergrund. Über ihre Arbeit als Übersetzerin äußerte sie sich 1831 in einem Brief an Friedrich von Uechtritz.

„Ich glaube, das Übersetzen ist eigentlich mehr ein Geschäft für Frauen als für Männer, gerade weil es uns nicht gestattet ist, etwas eigenes hervorzubringen.“

Dorothea Tieck an Friedrich von Üchtritz, Brief vom 15. Juli 1831

Dorothea Tieck blieb zeitlebens diesem Frauenbild verhaftet und veröffentlichte trotz ihres literarischen Talents keine eigenen Schriften. Sie akzeptierte das Zurücktreten hinter den Namen ihres Vaters und unterstützte die Geheimhaltung ihrer literarischen Tätigkeit sogar.

Auch in ihrer Übersetzungsarbeit wurde Dorothea Tieck im Gegensatz zu August Wilhelm Schlegels „poetischen“ Übersetzungen nicht selbst kreativ tätig, sondern setzte die originalgetreue Wiedergabe des Textes an vorderste Stelle.

Werke

Bei allen Werken handelt es sich um Übersetzungen Dorothea Tiecks ins Deutsche.

  • Die wunderbare Sage von Pater Baco von Robert Greene (VÖ 1823)
  • Arden of Faversham (VÖ 1823)
  • Sonette von William Shakespeare (um 1820, VÖ 1826)
  • Leben und Begebenheiten des Escudero Marcos Obrégon von Vicente Espinel (1827)
  • Viel Lärm um Nichts von William Shakespeare (mit Wolf Heinrich Graf von Baudissin, 1830)
  • Der Widerspenstigen Zähmung (mit Wolf Heinrich Graf von Baudissin, 1831)
  • Coriolan von William Shakespeare (1832)
  • Die beiden Veroneser von William Shakespeare (1832)
  • Timon von Athen von William Shakespeare (1832)
  • Ein Wintermärchen von William Shakespeare (1832)
  • Cymbeline von William Shakespeare (1833)
  • Macbeth von William Shakespeare (1833)
  • Leiden des Persiles und der Sigismunda von Cervantes (1838)
  • Leben und Briefe George Washingtons von Jared Sparks (1839)1

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Dorothea Schlegel

Dorothea Friederike Schlegel, geboren als Brendel Mendelssohn, seit 1814 auch von Schlegel, war eine Literaturkritikerin und Schriftstellerin der Romantik, Lebensgefährtin und spätere Ehefrau von Friedrich Schlegel. Die Tochter des jüdischen Aufklärers Moses Mendelssohn war eine der prominentesten jüdischen Frauen, die um 1800 zum Christentum übertraten.

Brendel Mendelssohn wurde am 24. Oktober 1764 als zweite Tochter von Moses und Fromet Mendelssohn geboren. Mit vierzehn Jahren wurde sie im Jahr 1778 mit dem zehn Jahre älteren Kaufmann Simon Veit verlobt, den sie am 30. April 1783 im Alter von achtzehn Jahren heiratete. Zwischen 1787 und 1793 bekam sie vier Söhne, von denen zwei überlebten: Johannes Veit und Philipp Veit, die später zu den Mitbegründern der nazarenischen Malerschule wurden. Im Salon ihrer Freundin Henriette Herz lernte sie im Juli 1797 den jungen Friedrich Schlegel kennen, der noch im selben Jahr ihr Geliebter wurde. Friedrich Schlegels für damalige Verhältnisse skandalöser Roman Lucinde (1799) ist eine ins Programmatische ausgeweitete Darstellung ihrer freizügigen Beziehung.

Am 11. Januar 1799 ließ sich das Ehepaar Veit durch ein Rabbinatsgericht scheiden. Brendel Veit erhielt das Sorgerecht für ihren jüngeren Sohn Philipp Veit unter der Bedingung, nicht wieder zu heiraten, sich nicht taufen zu lassen und ihre Kinder nicht zum Übertritt zum Christentum zu bewegen. Durch die Scheidung verlor sie außerdem die Berechtigung, in Berlin zu leben. Seit der Scheidung nannte sie sich Dorothea, indem sie ihren jüdischen Vornamen ablegte. Sie lebte nun frei und öffentlich mit Friedrich Schlegel zusammen. Sie zog mit ihm, seinem Bruder August Wilhelm Schlegel und dessen Frau Caroline nach Jena, um dort, wo sich mit Novalis, Ludwig Tieck und Schelling ein Zentrum der literarischen Romantik etablierte, eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft zu bilden. Dorothea wurde durch die Jenaer Gemeinschaft zum ersten Band des Romans Florentin (1801) angeregt, der anonym unter der Herausgeberschaft Friedrich Schlegels erschien und in dem sie Goethes Wilhelm Meister und Tiecks Franz Sternbalds Wanderungen nacheiferte.

1802 übersiedelte das Paar nach Paris, wo Dorothea 1804 zum Protestantismus übertrat und die Trauung mit Friedrich Schlegel vollzog. Im selben Jahr zog das Ehepaar nach Köln. In den folgenden Jahren übersetzte sie verschiedene Werke aus dem Französischen, darunter Erinnerungen wie jene der Margarete von Valois, Rittergeschichten sowie Germaine de Staëls Roman Corinna oder Italien (vier Bände, 1807), der wiederum unter dem Namen ihres Mannes als Herausgeber und Übersetzer erschien. Schlegel sollte viele Arbeiten seiner Frau sogar in seine Werkausgabe aufnehmen. Dorothea verstand sich auch selbst als Zuarbeiterin ihres Mannes und wünschte sich, „Friedrich sein Geselle zu werden“. In den von Schlegel herausgegebenen Zeitschriften erschienen zudem literaturkritische Arbeiten seiner Frau.

1808 wechselte Dorothea, noch in Köln, erneut die Religion, diesmal gemeinsam mit Friedrich Schlegel, indem beide zum Katholizismus übertraten – wofür Schlegels protestantische Familie, die diesen Religionswechsel missbilligte, sie verantwortlich machte. Die Tochter des prominenten jüdischen Vertreters der Aufklärung und Toleranz war nun gemeinsam mit ihrem zweiten Mann davon überzeugt, dass es außerhalb der katholischen Kirche kein Heil gebe, und bemühte sich, unter ihren Freunden und in ihrer Familie Proselyten zu werben, worauf sich auch ihre beiden Söhne katholisch taufen ließen. 1808 zog das Paar auch nach Wien, wo Dorothea Schlegel zeitweise Umgang mit Rahel Varnhagen von Ense – einer alten Freundin aus Berliner Tagen –, Wilhelm von Humboldt und Joseph von Eichendorff pflegte. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt in Frankfurt am Main (1816–1818), wo ihr Mann als österreichischer Diplomat beim Bundestag des Deutschen Bundes tätig war, zog das Paar 1818 nach Rom, wo Dorotheas nazarenisch gesinnte Söhne als Maler arbeiteten. Als ihr Mann 1829 in Dresden starb, übersiedelte sie nach Frankfurt zu ihrem Sohn Philipp, der dort Direktor des Städelschen Kunstinstituts war.

Ihr Grab befindet sich auf dem Frankfurter Hauptfriedhof, im Gewann B, Grabnummer 180.

Ehrungen

Nach ihr ist der Dorothea-Schlegel-Platz in Berlin sowie die Dorothea-Veit-Straße in Jena-Lobeda benannt.1

Dorothea Anger

Dorothea Anger war Tanzpädagogin und Leiterin des Tanzensembles der TU Dresden. Sie absolvierte ein Studium der Pädagogik für Sport, Mathematik und Physik und nahm Tanzunterricht bei Mary Wigman. Zur Finanzierung des Studiums tanzte sie im Zirkus Sarrasani. 1934 legte sie ihr Examen ab, danach war sie bis 1945 Sportassistentin an der TH Dresden. Im Krieg verlor sie ihren Mann. Sie gab Unterricht an Schulen, dann erfolgte die Berufung an die TH und PH. 1951 leitete sie die Tanzgruppe des Vermessungsdienstes. Sie war Mitglied der Stadt- und Bezirksarbeitsgemeinschaft Tanz.

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Doris Thalmer

Doris Thalmer, 1924/25 erstes Engagement am Stadttheater Bonn, später Frankfurt/Main, Berlin, Potsdam, Landesbühnen Sachsen in Radebeul. Filmrollen in „Mädchen in Uniform (1931) und „Einer trage des anderen Last“ (1987). Neue Bühne Berlin, seit 1958 Pädagogin an der Staatlichen Schauspielschule Berlin. Noch Ende der 80er Jahre Auftritte im Berliner Ensemble.1

Theodora Thalmessinger, Tochter eines Bankiers und einer Opernsängerin, war bereits als Heranwachsende an Berlins Theater der Kinder aufgetreten. Ihre professionelle künstlerische Arbeit begann sie 17-jährig in Bad Godesberg. Nachfolgende Bühnenstationen Thalmers waren Bremen (Stadttheater), ihre Heimatstadt Frankfurt am Main (wo sie am Neuen Theater unter der Oberspielleitung von Max Ophüls auftrat) und schließlich erneut Berlin, wo die blonde Künstlerin zunächst Beschäftigung an den Saltenburg-Bühnen fand. Zu Beginn der 1930er Jahre gehörten die Regisseure/Intendanten Victor Barnowsky und Erwin Piscator zu ihren wichtigsten Förderern. Dora Thalmer spielte jugendlich-komische, aber auch ernsthafte Charaktere. Man sah sie unter anderem als Rosalinde in Shakespeares Wie es euch gefällt, als Heilige Johanna im gleichnamigen Shaw-Drama und als Hannele in Gerhart Hauptmanns Hanneles Himmelfahrt.

Für die Rolle des Mariechen an der Seite Hertha Thieles in dem Jungmädchen-Drama Mädchen in Uniform holte die Regisseurin Leontine Sagan Dora Thalmer 1931 erstmals vor die Kamera. Auch in ihrem nächsten wichtigen Film Anna und Elisabeth, einem weiteren Frauendrama, war Hertha Thiele ihre Partnerin. Zu dieser Zeit hatten gerade die Nationalsozialisten die Macht übernommen. Die Jüdin wurde augenblicklich kaltgestellt und mit Auftrittsverbot belegt. Daraufhin tauchte Doris Thalmer in einem Dorf unter und lebte, vom Bürgermeister gedeckt, an der Seite ihres Mannes bis 1945 unerkannt als Bäuerin.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Doris Thalmer zum Theater (Dresden, Potsdam, Ost-Berlin) zurück und setzte ihre Filmarbeit mit kleinen bis mittelgroßen Charakternebenrollen bei der DEFA fort. Bis ins hohe Alter sah man die Schauspielerin auch in einer Reihe von Fernsehproduktionen (z. B. Die grüne Mappe, Der Mörder, Hedda Gabler, Die Geschichte vom goldenen Taler, Die Sprache der Vögel und die Serie Spreewaldfamilie). Nach sechs Jahrzehnten vor der Kamera beendete Doris Thalmer 1991 ihre Filmtätigkeit.

1986 erhielt sie den Vaterländischen Verdienstorden in Gold.

Sie war 30 Jahre am Berliner Ensemble engagiert, wo sie in zahlreichen Nebenrollen mit Helene Weigel, Gisela May, Ekkehard Schall und anderen auf der Bühne am Schiffbauerdamm stand, zuletzt mit 86 Jahren im Kaukasischen Kreidekreis. Sie erteilte auch Schauspielunterricht und hat einige junge Schauspieler auf ihrer Theaterlaufbahn begleitet, so auch Franziska Troegner.

Filmografie (Auswahl)

  • 1931: Mädchen in Uniform
  • 1932: Acht Mädels im Boot
  • 1932: Der Rebell
  • 1933: Anna und Elisabeth
  • 1952: Geheimakten Solvay
  • 1955: Thomas Müntzer – Ein Film deutscher Geschichte
  • 1956: Die Millionen der Yvette
  • 1959: Sommerwege (nicht aufgeführt)
  • 1959: Kabale und Liebe
  • 1960: Leute mit Flügeln
  • 1960: Sommerwege (UA: 2014)
  • 1962: … und deine Liebe auch
  • 1963: Julia lebt
  • 1965: Tiefe Furchen
  • 1967: Der Staatsanwalt hat das Wort: Meine Schwester (TV-Reihe)
  • 1968: Abschied
  • 1970: Dr. med. Sommer II
  • 1971: Zeit der Störche
  • 1974: Looping
  • 1974: Rückkehr als Toter (TV)
  • 1974: Der Leutnant vom Schwanenkietz (TV)
  • 1974: Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui (Theateraufzeichnung)
  • 1975: Die unheilige Sophia (TV)
  • 1975: Aus meiner Kindheit
  • 1975: Steckbrief eines Unerwünschten (Fernsehfilm)
  • 1976: Polizeiruf 110: Vorurteil? (TV-Reihe)
  • 1977: Der Hasenhüter (TV)
  • 1980: Hedda Gabler (Studioaufzeichnung Fernsehen)
  • 1980: Die Verlobte
  • 1982: Märkische Forschungen
  • 1983: Polizeiruf 110: Der Selbstbetrug (TV-Reihe)
  • 1983: Polizeiruf 110: Eine nette Person (TV-Reihe)
  • 1984: Die Geschichte vom goldenen Taler (TV)
  • 1985: Unternehmen Geigenkasten
  • 1985: Polizeiruf 110: Treibnetz (TV-Reihe)
  • 1987: Einzug ins Paradies (Fernsehserie)
  • 1987: Die Alleinseglerin
  • 1987: Einer trage des anderen Last …
  • 1987: Mensch Hermann (Fernsehserie)
  • 1987: Polizeiruf 110: Zwei Schwestern (TV-Reihe)
  • 1988: Der Magdalenenbaum
  • 1988: Felix und der Wolf
  • 1988: Die Entfernung zwischen dir und mir und ihr
  • 1989: Polizeiruf 110: Mitternachtsfall (TV-Reihe)
  • 1990: Spreewaldfamilie
  • 1990: Versteckte Fallen
  • 1991: Jugend ohne Gott
  • 1991: Wunderjahre 2

Doris Devrient

Doris Devrient, geb. Böhler war eine Schauspielerin und Sängerin der Ära Tieck.

Sie war die Tochter des Juristen und Schauspielers Wilhelm Böhler und der Schauspielerin Julia Böhler. Der frühe Tod ihres Vaters veranlasste ihre Mutter sowie ihre Schwester 1816 ein Engagement am Ständischen Theater in Prag anzunehmen. Dort trat sie bereits in Kinderrollen auf.

Zusammen mit ihrer älteren Schwester Karoline Christine Böhler, die später Eduard Franz Genast heiratete, kamen sie 1818 an das Stadttheater in Leipzig, das damals unter der Leitung von Karl Theodor von Küstner stand. Auch hier spielte sie in Kinderrollen.

Nach und nach bildete sie sich zur naiven Liebhaberin aus, in diesem Fache brachte es sie bald zur Meisterschaft. 1828 verließ sie Leipzig mit ihrem Ehemann Gustav Emil Devrient und ging nach Hamburg. 1831 wurde sie an das Hoftheater Dresden berufen.2

Sie verliebte sich in einen Kaufmann, um von Devrient die Scheidung zu erzwingen, zeigte sie sich selbst als Ehebrecherin an und verbüßte eine Gefängnisstrafe. Sie wurde 1842 aus ihrer Anstellung als Hofschauspielerin entlassen, heiratete ihren Geliebten und ging mit ihm nach Polen. Nach einer erneuten Scheidung kehrte sie gealtert nach Dresden zurück.1

Devrient galt sowohl im Schauspiel als auch in der Oper als eine Soubrette allerersten Ranges.2

Dore Hoyer

Dore Hoyer (* 12. Dezember 1911 in Dresden; † 31. Dezember 1967 in Berlin) war neben Mary Wigman die bedeutendste deutsche Ausdruckstänzerin des 20. Jahrhunderts. Sie gilt in den 1950er und 1960er Jahren als die wichtigste deutsche Protagonistin des Freien / Modernen Tanzes. Vielfach wird sie als „die letzte große Vertreterin des Ausdruckstanzes“ gesehen, als Meisterschülerin Mary Wigmans. Ihre Art zu tanzen wird von Zeitgenossen jedoch häufig – trotz hoher Anerkennung ihrer tanztechnischen Leistungen – dem Ausdruckstanz als einer vergangenen, veralteten Epoche der Tanzkunst zugerechnet. Erst in den letzten Jahren haben Untersuchungen an verschiedenen Beispielen ergeben, daß ihr Tanzstil dieser Zeit keineswegs veraltet, sondern überaus modern war.

Hoyer erhielt ab ihrem zwölften Lebensjahr auf Anregung einer Lehrerin Gymnastikunterricht. Hierfür bekam sie ein Stipendium, da der Vater den Unterricht nicht hätte bezahlen können.

1927 bekam sie wiederum ein Stipendium für die Ausbildung zur Gymnastiklehrerin bei einer Schülerin von Émile Jaques-Dalcroze an der Zweigschule der Hellerau-Laxenburg-Schule in Dresden. „Schöpferische Selbstgestaltung“ war Teil des Schulprogramms. Mit ihrer Lehrerin Ilse Homilius erarbeitete sie Choreographien für ihre ersten gemeinsamen Bühnenauftritte.

1930 bestand Dore Hoyer die Prüfung zur Gymnastiklehrerin und meldete sich zur weiteren Tanzausbildung in der 1924 von Gret Palucca gegründeten Palucca-Schule an, wo Irma Steinberg ihre Lehrerin war.

Nach dem Examen 1931 nahm sie ein Engagement in Plauen an, wo sie nur in Operetten tanzen musste, was ihr in keiner Weise entsprach. 1933 wurde ihr ein Ballettmeisterposten im Oldenburgischen Landestheater angeboten, in dem sie zwar einiges selbst choreografieren konnte, aber es ging doch wieder nur um Tanzeinlagen in Opern und Operetten.

1932 lernte sie den achtzehnjährigen Musiker und Komponisten Peter Cieslak kennen. Cieslak, mit dem sie bis zu dessen Freitod am 5. April 1935 auch zusammenlebte, komponierte 1932 für sie die Musik zu Ernste Gesänge. 1933 gab sie ihren ersten eigenen Tanzabend in Dresden. Danach entwarf sie vorwiegend ihre eigenen Solo-Programme, nahm noch einmal kurz in Dresden und dann in Graz Theaterengagements an und tanzte ab 1935 gelegentlich in der Gruppe von Mary Wigman.

1936 begann ihre Zusammenarbeit mit dem Pianisten und Schlagzeuger Dimitri Wiatowitsch, der dreißig Jahre lang bis zu ihrem Tod ihr Begleiter blieb und ab Ende des Krieges auch ihr Komponist für Musik zu ihren Tänzen war.

1940 wurde sie Solistin an der Deutschen Tanzbühne in Berlin. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lebte sie zuerst in Dresden und gründete in der ehemaligen Wigman-Schule ein eigenes Atelier, in das viele Tänzerinnen kamen, um mit ihr zusammenzuarbeiten. So entstand der Zyklus Tänze für Käthe Kollwitz, mit denen sie und ihre Tänzerinnen, wie Ursula Cain, auf Tournee gingen.

Im September 1948 verließ jedoch Dore Hoyer Dresden für immer und ging nach Hamburg. Sie gehörte hier zu den Gründungsmitgliedern der Freien Akademie der Künste. 1949 wurde sie durch den Intendanten Günter Rennert an die Hamburgische Staatsoper gerufen, wo sie als Solotänzerin und Ballettmeisterin arbeitete.

In der Hamburger Zeit schuf sie mehrere choreografische Werke. Ihr Stück Der Fremde, eine Art Totentanz, wurde in den Kritiken mit dem berühmten Ballett Der grüne Tisch von Kurt Jooss verglichen. Sie selbst hielt es für eine ihrer wichtigsten Gruppenchoreografien. Das Stück hat deutlich biografische Bezüge und stellt das Verhältnis des Individuums zur Gesellschaft dar. Danach bestand ihr Leben aus Inszenierungen an verschiedensten Bühnen, zum Beispiel in Mannheim und Ulm. Sie unternahm in den 50er Jahren mehrere Tourneen nach Südamerika, wo sie besonders in Buenos Aires Erfolg hatte.

1957 vermittelte ihr Mary Wigman eine Einladung zum „American Dance Festival“ des Connecticut College in New London (Connecticut) (USA). Dort trat Dore Hoyer mit etlichen amerikanischen Modern-Dance-Tänzern auf. Ihre Tänze wurden mit Begeisterung aufgenommen, bis auf einige, die den Amerikanern „zu sentimental“ waren, während ihr wiederum in den Tänzen der Amerikaner Gefühle und das Intime und Stille fehlten. Sie erlebte sie als „nur motorisch, dramatisch und grotesk“. Nur José Limon mit seiner Gruppe bildete die Ausnahme. New York erlebte sie als „die Hochburg des modernen Tanzes, wie es das in Deutschland nicht mehr gibt“. (Lit:Müller/Peter/Schuldt, S. 59.). Im gleichen Jahr tanzte sie die Auserwählte (das Opfer) in Wigmans Berliner Inszenierung von Igor Strawinskys Le sacre du printemps.

Sie trat weiterhin bei Tanzabenden in Deutschland, Europa und Übersee auf. 1959 war sie choreografische Mitarbeiterin der deutschen Erstaufführung von Arnold Schönbergs Moses und Aron in West-Berlin.

Das Interesse für den Solo-Ausdruckstanz ging in der Bundesrepublik in den 60er Jahren zurück. Hoyers Tanzabende wurden vom großen Publikum oft nicht mehr wahrgenommen, während in Südamerika jedes Mal 2500 Plätze lange im Voraus ausverkauft waren, wenn sie auftrat. Die Hoffnung, dort eine subventionierte Tanzgruppe aufzubauen, zerschlug sich jedoch. Dazu kam, dass sie 1954 einen Unfall hatte, bei dem ein Knie nachhaltig verletzt wurde, so dass sie sehr oft nur unter Schmerzen tanzen konnte. Sie nahm jedoch keine Rücksicht darauf und verlangte ihrem Körper weiterhin das Äußerste ab. 1966 machte sie mit Der große Gesang eine Reise durch Ostasien, wurde überall herzlich aufgenommen, hatte aber den Eindruck, dass ihre Kunst nicht verstanden wurde.

Ihre letzte Vorstellung gab sie am 18. Dezember 1967 in Berlin, 56 Jahre alt, nur mit Hilfe von Schmerzmitteln den Abend durchstehend. Den großen Saal hatte sie persönlich gemietet, auch die Werbung allein betrieben. Das Programm enthielt auch Zeitkritik, etwa in Vietnam. Es kamen jedoch nur wenig mehr als hundert Zuschauer. Ihr blieb ein Schuldenberg. Und sie wusste, dass sie mit dem verletzten Knie nicht länger tanzen konnte. Am 31. Dezember 1967 nahm sie sich mit Gift, das sie aus Südamerika mitgebracht hatte, das Leben.

Auswahl ihrer Tänze

Monolog

Raum atmen
Lust empfinden
Leid erfahren
Angst bekämpfen
Ruhe finden
Affectos humanos (Menschliche Leidenschaften)

Ehre/Eitelkeit
Begierde
Haß
Angst
Liebe
Gesichte unserer Zeit

so fern – so weit
unabwendbar
gezeichnet
motorisch

Ihre Sehnsucht und ihre Kraft zur Ekstase kamen besonders deutlich zum Ausdruck im:

Boléro zu der Musik von Maurice Ravel. Da drehte sie sich zwanzig Minuten lang auf einer Stelle, nur mit immer neuer Gestalt und unerhört sich steigernder Intensität.
Der große Gesang

Tanz der göttlichen Besessenheit
Tanz der lauteren Einfalt
Tanz der brutalen Gewalt
Tanz der erhabenen Trauer
Tanz der klärenden Besinnung
Tanz der zwei Gesichter
Tanz der menschlichen Besessenheit

Manche ihrer Tänze hatten etwas sehr Weibliches, nicht nur als Thema, sondern auch in ihrer Bewegung und Dore Hoyers Aussehen und Wirkung, z. B. der Zyklus Mütter oder der Tanz Ruth aus dem Zyklus Biblische Gestalten.

Sehr wenige waren heiter und spielerisch, besonders das tänzerische Ergebnis ihrer Reisen nach Brasilien: Südamerikanische Reise. Hoyer wirkte in ihren letzten Lebensjahren vor allem in Südamerika.

Meistens wirkte sie jedoch bis in den Körper und das Kostüm hinein und die Haare unter einer eng anliegenden Kappe verborgen androgyn, also fast abstrakt, weder männlich noch weiblich, sehr bizarr in Haltung, Schritten und Gesten, mit hohen Sprüngen und von den Füßen in den Boden rasant getrommelten, wie gepeitschten Rhythmen (z. B.: Affectos humanos), andererseits im fließenden goldschimmernden Gewand in weitem Umkreisen der Bühne wie durch die Ewigkeit fliegend (Der große Gesang).

1951 wurde Dore Hoyer der Deutsche Kritikerpreis verliehen. In der Begründung heißt es unter anderem:

„Unter allen deutschen Tänzerinnen der Nachkriegszeit ist Dore Hoyer die stärkste Persönlichkeit, und sie hat mit ihrer fünfteiligen Suite Der große Gesang als Solistin das bedeutendste und geschlossenste Kunstwerk auf der Tanzbühne geschaffen. Was Dore Hoyer in ihrer Kunst vertritt, ist modern. … Sie ist auf dem Gebiet der deutschen Tanzkunst nach dem Krieg das geworden, was andere Gebiete kaum aufzuweisen haben, eine Erscheinung von europäischem Format und heute in der ganzen Welt in Bedeutung im modernen Tanz nur mit der Amerikanerin Martha Graham zu vergleichen.“ (Lit:Müller/Peter/Schuldt, S. 45.)

Dore Hoyers Nachlass befindet sich im Deutschen Tanzarchiv Köln.

Ende des 20. Jahrhunderts erschien eine ausführliche Biografie und Werkanalyse über Dore Hoyer. Anfang des 21. Jahrhunderts schrieb Frank-Manuel Peter seine Dissertation über sie.

Die Choreografin und Solotänzerin Susanne Linke bezeichnet Dore Hoyer als das große Vorbild. Sie erarbeitete sich die Choreografie von Affectos humanos aus dem Gedächtnis, nach der Filmaufzeichnung des HR, den vorhandenen schriftlichen Aufzeichnungen und unter Anleitung von Dore Hoyers Freundin und Assistentin Waltraud Luley neu. Arila Siegert rekonstruierte die Tänze 1989 in Dresden nach der Filmaufzeichnung. Waltraud Luley lieh ihr die Original-Kostüme zum Nacharbeiten. Auch Betsy Fisher, Martin Nachbar und Michaela Fünfhausen studierten die Tänze dieses Zyklus nach dem Film und mit Waltraud Luley ein, um sie aufzuführen. Anja Hirvikallio (Hochschule für Musik und Tanz Köln) hat den Zyklus in Labanotation aufgezeichnet.1

Dore Hoyer zu Ehren ist eine Straße am Großen Garten in Dresden benannt.

Dora Zschille

Dora Zschille kam nach Engagements in Duisburg und Hannover 1948 nach Dresden. Sie sang die Agathe im „Freischütz“, die Santuzza in der Premiere von „Cavalleria rusticana“ und die Senta im „Fliegenden Holländer“. Ihre Entwicklung führte vom jugendlich-dramatischen zum hochdramatischen Fach (Venus, Brünnhilde). Besonders erfolgreich war sie als Lady Billows in Brittens „Albert Herring“. 1951 wurde sie zur Kammersängerin ernannt. Dora Zschille-Weydling war Ehrenmitglied der Dresdner Semperoper.1

Die Dora-Zschille-Straße liegt noch auf der historischen Flur Dresden Lockwitz in Richtung Nickern.2

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Dora Vollmöller-Mirus

Dora Vollmöller-Mirus (geb. Theodora Elisabeth Mirus) war Schriftstellerin und Frauenrechtlerin. 1887 heiratete sie Dr. Karl Vollmöller, Professor an der Uni Göttingen, 1891 Übersiedlung nach Dresden. Gründung des Augusta-Heims in Leisnig (Sommeraufenthalt für Schriftstellerinnen, Lehrerinnen, Handlungsgehilfinnen u.a.). Im Vorstand des Vereins für Handlungsgehilfinnen und des Vereins Freundinnnen junger Mädchen. Verbandsvorsitzende des Landesverbandes für christlichen Frauendienst 1910-1912. Vorgängerin: Rosa von Zezschwitz. Nachfolgerin: Marie von Carlowitz. Sie wohnte auf der Wiener Straße 9. 1, 2, 3

Sie war die Tochter des Rechtsanwalts und sächsischen Hofrats Karl Adolf Mirus (1829–1907) und der Auguste Wilhelmine Buhle (1839–1900). Die Mutter war Nachfahrin einer Textilfabrikantenfamilie in Polen und brachte bedeutendes Vermögen in die Familie ein. Theodora erhielt ihre Erziehung durch eine Gouvernante und Privatlehrer. Das Vermögen der Familie erlaubte ihr schon in jungen Jahren zahlreiche größere Reisen. Im Haus Gottfried in Tölz, einem Besitz der Eltern, verlobte sie sich am 31. August 1886 mit Karl Vollmöller, zu dem Zeitpunkt Professor der Philologie in Göttingen. Am 18. Januar 1887 folgte die Heirat. Dadurch wurde sie die Schwägerin der Sozialreformerin Emilie Vollmöller.

Im Jahr 1891 zog die Familie nach Dresden, wo sie aus altem Buhle’schen Besitz zahlreiche Immobilien besaß. Vollmöller war sozial engagiert, auf dem Gebiet der Inneren Mission tätig und setzte sich vor allem für arbeitende Frauen und Mädchen ihrer Zeit ein. In Leisnig gründete sie das Augusta-Heim, in dem Autorinnen, Lehrerinnen, Handlungsgehilfinnen und andere berufstätige Frauen den Sommer verbringen konnten. Ihr Mann engagierte sich gemeinsam mit seinem Bruder Robert Vollmöller in deren Heimatort Ilsfeld nach der Brandkatastrophe von 1904 für die Nothilfe und den Wiederaufbau und gründete dort 1906 das nach ihr benannte Kleinkinderpflegeheim Dorastift. Die Brüder wurden 1906 zu Ehrenbürgern von Ilsfeld ernannt.

Von 1910 bis 1912 war Vollmöller Verbandsvorsitzende des „Landesverbandes für christlichen Frauendienst“. Auch im Vorstand des „Vereins für Handlungsgehilfinnen“ und des Vereins „Freundinnen junger Mädchen“ hatte Vollmöller Posten inne. Ihre Schriften veröffentlichte sie unter dem Namen Dora Vollmöller. Sie war eine enge Freundin der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Hedwig Dohm, der Großmutter Katia Manns.4

Ihr Grab befindet sich auf dem Trinitatisfriedhof.

Dora Stock

Johanna Dorothea Stock (* 6. März 1759 in Nürnberg; † 30. Mai 1832 in Berlin) war eine deutsche Malerin, Zeichnerin und Kopistin.

Seit 1764 lebte sie mit ihrer Familie in Leipzig, wo der Vater, der Kupferstecher Johann Michael Stock (1737–1773), für den Verlag Breitkopf arbeitete, sich aber auch der Lehrtätigkeit widmete. Zum Beispiel unterrichtete er Johann Wolfgang von Goethe während dessen Studienaufenthaltes in Leipzig im Kupferstich und Holzschnitt. Goethe hat diese Episode seines Lebens in „Dichtung und Wahrheit“ festgehalten.

Ihre erste Ausbildung erhielt Dora, wie sie von Angehörigen und Freunden genannt wurde, vermutlich von ihrem Vater, als weitere Lehrer werden Adam Friedrich Oeser und Anton Graff genannt. Sie widmete sich fast ausschließlich der Porträtmalerei und arbeitete hauptsächlich mit Pastell- und Ölfarben. Um 1810 galt sie als beste Pastellmalerin Dresdens:

„Höchst willkommne, langersehnte Erscheinungen waren sechs Gemählde in Pastell-Farben von Dlle. Dorothea Stock. Wer Zartheit und Kraft bewundern will, wer wol das Höchste, was der Pastell-Mahler mit seinen trocknen Stiften erreichen kann, zu schauen wünscht, der trete vor die Kunstwerke dieser Bildnerinn. Sie gab eine heilige Cäcilie nach Carlo Dolce; Madonna mit dem Christuskinde nach Raphael; Christus nach Annibale Caracci; Madonna nach Garofalo; Madonna della Sedia nach Raphael, und Amor nach Mengs.“

Rezension der Kunst-Ausstellung zu Dresden im März und April 1814 im Morgenblatt für gebildete Stände vom 18. Juni 1814

Nach der gescheiterten Verlobung mit dem Schriftsteller Ludwig Ferdinand Huber (1764–1804) verzichtete Dora Stock auf die Ehe und einen eigenen Hausstand und schloss sich der Familie ihrer Schwester Anna Maria Wilhelmine Jacobine, genannt Minna, an, die seit 1785 mit dem philosophisch gebildeten Juristen Christian Gottfried Körner (1756–1831) verheiratet war. Seit August 1785 wohnte sie zusammen mit dem Ehepaar in Dresden. Sie förderte die erste künstlerische Entwicklung ihrer Nichte Emma Körner (1788–1815) sowie ihres Neffen Theodor Körner (1791–1813), der im Lützowschen Freikorps gegen die napoleonische Fremdherrschaft leidenschaftlich kämpfte, dichtete und am 26. August 1813 bei Gadebusch im Kampfe gegen die Franzosen fiel. Aus diesem Grunde wurden Dora Stock und die Körners gesellschaftlich und politisch geschnitten. Ihre Nichte starb 1815 aus Gram über den Tod ihres Bruders. Die Körners waren somit kinderlos geworden.

1815 zog Dora Stock mit Christian Gottfried Körner, der aus politischen Gründen das geteilte Sachsen verließ, und ihrer Schwester Minna nach Berlin. Sie hinterließ dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. testamentarisch dreizehn wertvolle Kopien nach Meisterwerken der Dresdner Galerie, deren Erlös dem Freitisch für einen unbemittelten Studenten zugutekam.

Zusammen mit Minna, Christian Gottfried Körner und Ludwig Ferdinand Huber sandte sie Ende Mai 1784 eine Freundschaftssendung an den in Mannheim unter äußerst unbefriedigenden Verhältnissen leidenden von ihnen hochverehrten Friedrich Schiller. Neben einem Brief hatte sie die vier Porträtzeichnungen der Absender beigesteuert. Der Kontaktaufnahme mit dem Dichter folgte die Einladung nach Leipzig. Am 17. April 1785 traf Friedrich Schiller in Leipzig ein. Er verlebte anfangs in Leipzig, von Anfang Mai an in Gohlis und seit dem 11. September in Dresden und im Schillerhäuschen in Loschwitz dank Körners Unterstützung eine von finanziellen Sorgen relativ unbelastete Zeit. Dem Freundschaftsbund mit den zwei Paaren widmete er sein Gedicht An die Freude. Er hatte das Theaterstück Don Karlos vollendet, als er am 20. Juli 1787 nach Weimar ging. Die Berühmtheit des Dresdner literarischen Salons der Körners ist auch den künstlerischen, geistigen und geselligen Fähigkeiten der Dora Stock zu verdanken.

Von ihren Zeitgenossen werden neben ihren Fähigkeiten auf dem Gebiet der bildenden Kunst auch ihr Talent für die Musik und vor allem für die Schauspielerei gerühmt. Dora Stock führte einen regen, zu einem großen Teil erhaltenen Briefwechsel mit vielen Adressaten, darunter auch Charlotte Schiller, in dem sie interessante Details über ihre Arbeit in der Dresdner Gemäldegalerie beschreibt. Ihre Ausführungen über das Romantikertreffen von 1798 in der Dresdner Galerie, das sie als Augenzeugin erlebte, werden als literaturhistorisch wichtiges Schreiben häufig zitiert. Das Gleiche gilt für ihre Anmerkungen zu den Werken des jungen Heinrich von Kleist, der um 1808 im Körnerschen Salon verkehrte.

Stock starb 1832 in Berlin. Sie wurde unter der Körner-Eiche in Wöbbelin beigesetzt. In Dresden erinnert die Dora-Stock-Straße an sie.

„Am 30. v. M. starb in Berlin die Tante Theodor Körners, die Schwägerinn des im vorigen Jahre verstorbenen geheimen Ober-Regierungsrathes Körner, Dorothea Stock, an Altersschwäche, im begonnenen vier und siebenzigsten Jahre. Sie zeichnete sich in ihren frühern Jahren als eine geistreiche Pastellmahlerinn aus, von welcher nicht nur viele sehr gelungene Porträts, sondern auch meisterhafte Kopien mehrerer der wichtigsten Gemählde der Dresdner Gallerie vorhanden sind. Man findet darin eine Kraft der Darstellung, wie sie wohl selten ein Pastellmahler erreicht hat, und eine Schönheit und Dauerhaftigkeit der Farbe, durch welche diese Bilder seit dreyßig und vierzig Jahren ohne alle Verminderung ihrer Frische sich erhalten haben. Dieß ausgezeichnete Kunsttalent sowohl, als die Vorzüge ihres Geistes und Gemüths haben ihr einen weiten Kreis inniger Freunde verschafft, deren Viele in der Ferne die Nachricht von ihrem Tode nicht ohne tiefe Betrübniß vernehmen werden.“

Nachruf in der Allgemeinen Theaterzeitung vom 14. Juni 1832

Am bekanntesten sind ihre Silberstiftprofilporträts Friedrich Schillers von 1787 sowie Wolfgang Amadeus Mozarts von 1789. Die Modelle der weitaus meisten Porträts sind ihre Familienangehörigen und Freunde, darunter das von Dorothea Birons, der Herzogin von Kurland, deren langjährige Freundin und geschätzte Reisebegleiterin sie war. Charlotte von Stein, eine Freundin Goethes wurde ebenfalls porträtiert.

Für ein Silberstiftporträt der Julie von Charpentier, der Braut Friedrich von Hardenbergs (Novalis) wurde sie von dem Dichter mit seinem Gedicht An Dora geehrt, das im ersten Heft der von Heinrich von Kleist und Adam Heinrich Müller herausgegebenen Zeitschrift Phöbus veröffentlicht wurde. Von ihren Kopien nach Werken fremder Meister sind die Pastellporträts Friedrich Schillers sowie Christian Gottfried Körners, deren Originale Anton Graff schuf, am bekanntesten.

Ein Teil der Gemälde, Kopien, Zeichnungen sowie der schriftlichen Hinterlassenschaft ist – in allerdings unbekannter Menge – dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen, in dessen Verlauf auch das Körner-Museum der Städtischen Sammlungen Dresden zerstört wurde. Die künstlerischen sowie schriftlichen Hinterlassenschaften Dora Stocks, die den Krieg überlebt haben, blieben Dresden erhalten und befinden sich heutzutage im Kügelgenhaus – Museum der Dresdner Romantik bzw. im Stadtarchiv.

Weitere Gemälde und Zeichnungen, deren Zuschreibung allerdings nicht immer gesichert ist und die sich teils in ständigen Ausstellungen, teils im Depot befinden, sind im Besitz der folgenden Einrichtungen:

  • Institutionen der Klassik Stiftung Weimar, darunter die ständige Ausstellung im Goethe-Nationalmuseum
  • Schiller-Nationalmuseum in Marbach am Neckar
  • Stadtgeschichtliches Museum Leipzig
  • Kupferstichkabinett Dresden
  • Goethe-Museum in Düsseldorf
  • Graphische Sammlung des Berlin Museum
  • Schloss Frohburg
  • Schloss Oberwiederstedt
  • Mozarteum in Salzburg

Und natürlich befindet sich ein Teil der Porträts auch in Privatbesitz.1