Prof. Elisabeth Höngen

Elisabeth Höngen war Opernsängerin (Mezzosopran und Alt). Sie trat schon mit 15 Jahren als Geigerin auf, studierte Germanistik und Musikwissenschaften in Berlin, dann Gesang, und schloss 1932 als Gesangspädagogin ab. Ihr Debüt gab sie 1933 in Wuppertal, von 1940 bis 1943 wirkte sie an der Staatsoper Dresden, z. B. in „Frau ohne Schatten“, „Elektra“ und als Lady Macbeth.

Am 30. Juni 1944 war die Künstlerin bei der letzten Aufführung vor der Zerstörung der Wiener Staatsoper im Bombenkrieg als Waltraute in Richard Wagners Götterdämmerung auf der Bühne. Höngen stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.

1946 war sie in einer Neuinszenierung von Tristan und Isolde als Brangäne zu sehen, wiederum an der Wiener Staatsoper.

In einer deutsch gesungenen Schwarz-Weiß-Studioproduktion des ORF von 1959 besetzte Elisabeth Höngen die Rolle der Äbtissin in dem Einakter Suor Angelica aus Il trittico (Das Triptychon) von Giacomo Puccini. 1961 folgte Gian Carlo Menottis The Medium. 1962 gab sie in der ORF-TV-Produktion der Ernst-Krenek-Oper Ausgerechnet und verspielt die Pfandleiherin Geraldine.

Auch als Lied- und Oratoriensängerin war sie bekannt. 1943 ging sie nach Wien, 1957 – 60 lehrte sie als Professorin an der Wiener Musikakademie.

Der Dirigent Karl Böhm bezeichnete sie als die „größte Tragödin der Welt“.1

Ihre Dresdner Wohnung befand sich auf der Südhöhe 43.

Ehrungen

  • 1947: Ernennung zur österreichischen Kammersängerin
  • 1964: Mozartmedaille durch die Mozartgemeinde Wien 1

Elisabeth Hunaeus

Elisabeth Hunaeus, Kindergärtnerin, Jugendleiterin, Hortnerin, Schulgründerin und Pädagogin.

Edith Maria Agnes Elisabeth war das älteste von zwei Kindern des preußischen Generalmajors Wilhelm Hunaeus und dessen Ehefrau Marie, geborene Rohrmann. Bedingt durch die berufliche Laufbahn des Vaters wechselte die Familie öfter die Wohnorte. Nach ihren Ausbildungen zur Kindergärtnerin am „Evangelischen Fröbelseminar“ in Kassel und zur Jugendleiterin am „Pestalozzi-Fröbel Haus II“ in Berlin, leitete Elisabeth Hunaeus in den Jahren 1918/19 das staatlich anerkannte Kindergartenseminar des Nationalen Frauendienstes in Posen, 1919 bis 1921 das Kindergärtnerinnenseminar in Quedlinburg und 1924 die „Elisabeth-Anstalt“ zur Erziehung verwahrloster Mädchen in Mühlhausen. Danach wurde sie Erziehungsleiterin der Aktion „Stadtkinder aufs Land“ in der von der Landesversicherungsanstalt in Bad Gottleuba eingerichteten Kinderkolonie.

Elisabeth Hunaeus gründete 1926 in Hellerau bei Dresden (Festspielhaus) eine umfassende Ausbildungsstätte für das weibliche Geschlecht, das sie „Seminar für Frauenbildung“ nannte. Dieses umfasste eine Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenschule, ein Kinderpflegerinnenseminar, ein Internat für die Seminaristinnen und ein kleines Kinderheim mit 15 Plätzen. Die Schülerinnen der sozialpädagogischen Schulen „erhielten eine Ausbildung, die eine Förderung des Kreativ-Künstlerischen wie Praktisch-Handwerklichen vorsah. Der obligatorische wissenschaftliche Unterricht war nicht ausgespart. Ebenso wurde Wert auf die Rhythmisierung des Lebens durch das Hervorheben von Festen, Spiel und Tanz gelegt“.

Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums ihres Seminars resümierte Hunaeus im Festvortrag über die Ausbildung:

„Die Montessori-Methode arbeitet zu viel mit mathematischen Formen, die als ein Fertiges und Starres dem Wesen kleine Kinder nicht dienen können. Auch in den Bausteinen, Falt- und Konstruktionsspielen Friedrich Fröbels überwiegen abstrakte Formen zu sehr. Dagegen beziehen wir andere wichtige Hinweise der Pädagogik Friedrich Fröbels in unsere Arbeit ein. Das sind meine Vorschläge für die Musikpflege, Sprachgestaltung, Bewegungsspiel und Gymnastik mit Kleinkindern; Erziehung zu Pflanzen- und Tierpflege und vielseitige Betätigung des kindlichen Spiels- und Basteltriebes… Der eigentlich künstlerischen Erziehung dient dann im Besonderen der Unterricht im Zeichnen, Werk- und Gartenarbeit, Gymnastik, Volkstanz und Laienspiel. Wir haben den letztgenannten Fächern in unserem Stundenplan von Anfang an wesentlich mehr Stunden eingeräumt, als es an anderen Kindergärtnerinnen-Seminaren üblich war, denn wer formend auf andere Menschen wirken will, in dem müssen zunächst selbst die schöpferischen Fähigkeiten entwickelt werden“

Im Spätsommer 1933 übersiedelte die Bildungsinstitution nach Boxdorf bei Dresden. Als Anhängerin der Anthroposophie scheute sich die Schulleiterin nicht „das Risiko, politisch oder rassisch diskriminierten Schülerinnen den Besuch ihrer Schule zu ermöglichen“. Somit war die Bildungsinstitution Repressionsmaßnahmen durch die Nazis ausgesetzt, worauf Hunaeus ihr Seminar 1938 an einen „stilleren Ort“ verlegte, nach Kempfenhausen am Starnberger See. Doch auch dort wurde Elisabeth Hunaeus „zusehends von führenden Leuten der NSDAP, der NS-Verwaltung und seinem Repressionsapparat beschattet… Allein der Schulleiterin Sympathie für die Lehren Rudolf Steiners war den Braunhemden äußerst suspekt, wenngleich sie Mitglied der NS-Frauenschaft war und Briefe mit ‚Heil Hitler‘ unterzeichnete“.

Elisabeth Hunaeus waren „Bewegungsspiele und Volkstänze, also der Zusammenklang von Musik, Gesang und Bewegung, kurz, die rhythmische Erziehung, zumindest genauso wichtig für die Ausbildung der Kindergärtnerinnen wie die theoretisch-wissenschaftlichen Ausbildungsfächer“ (Hunaeus 2017, S. 2001). Die von ihr gestalteten rhythmisch-musikalischen Aufführungen, ob in Hellerau, Boxdorf oder Kempfenhausen erfreuten sich großer Beliebtheit, weit über die Grenzen des Seminars hinaus. Beispielsweise wurde O Mensch gib acht!, das aus der Musik- und Volkstanzarbeit am „Seminar für Frauenbildung“ in Kempfenhausen entstand, 1942 uraufgeführt und auch in München im Goethesaal der Christengemeinde mehrmals gespielt.

Elisabeth Hunaeus übergab das Seminar 1967 an den Zweckverband Bayerische Landschulheime, der die Bildungseinrichtung unter dem Namen Landschulheim Kempfenhausen weiterführte als Sozialwissenschaftliches Gymnasium für Mädchen und einer Fachschule für Sozialpädagogik; für einige Jahre gab es auch eine Realschule und eine Fachoberschule für Mädchen. 1973 wurde die „Fachschule für Sozialpädagogik“ zur Fachakademie für Sozialpädagogik umstrukturiert. Wegen fehlender Nachfrage an Ausbildungsplätzen stellte die Fachakademie 1989 ihren Betrieb ein.

Elisabeth Hunaeus, die ihre letzten Lebensmonate in einem Seniorenheim in Garmisch verbrachte, starb 1973 im Alter von 80 Jahren. Ihr Grab befindet sich auf den Friedhof von Aufkirchen.

Anlässlich 50 Jahre Fachakademie für Sozialpädagogik im Jahre 1988 wurde die Schulgründerin in Wort und Schrift gewürdigt. Seitlich am Haupteingang zum „Landschulheim Kempfenhausen“ wurde eine Tafel zur Erinnerung an Elisabeth Hunaeus angebracht. Am Abend des 13. Novembers 2017 fand in der Aula des Landschulheims die Buchvorstellung Elisabeth Hunaeus. Ein Leben für Bildung und Ausbildung junger Frauen statt.1,2,3,4

Lotte Hahm

Die gebürtige Dresdnerin Charlotte Hedwig Hahm zog Anfang der 1920er-Jahre nach Berlin, wo sie 1926 mit dem Damenklub Violetta den damals größten Club für lesbische Frauen* gründete. Der Zweck des Damenklubs ging über Vergnügen hinaus und bildete eine Basis für Vernetzung und Aktivismus von Lesben. Hier entstand der Korrespondenz-Zirkel, der Kontakte zwischen Gleichgesinnten vermittelte.

Unterstützung erhielt Hahm von ihrer Partnerin, der Gastronomin Käthe Fleischmann, mit der sie 1931 weitere Clubs gründete. Fleischmann geriet als Jüdin bereits 1932 ins Visier der Nazis. Im Jahr 1933 wurden lesbische Clubs offiziell geschlossen und Treffen fanden im Geheimen statt. Hahm eröffnet außerdem auf Hiddensee eine Pension, vermutlich für Lesben, und betätigte sich erfolglos als Textilhändlerin.

  • um 1920 Einrichtung einer Versandbuchhandlung
  • 1926 Gründung des Damenklub Violetta in Berlin
  • 1928 Leiterin der Damengruppe des Bund für Menschenrechte
  • 1929 Gründung des Korrespondenz-Zirkel
  • 1931/32 Eröffnung der Monokel-Diele und der Manuela-Bar
  • ab 1933 offizielle Schließungen der Clubs durch die Nazis, Betrieb unter Decknamen (Sportclub Sonne)
  • 1935 Denunziation, Verbot der heimlichen Treffen
  • um 1935 Eröffnung einer Pension auf Hiddensee
  • um 1937 Verurteilung zu Geld- und Gefängnisstrafe, weil sie einen Fahrer nicht bezahlen konnte
  • 1942 kurzzeitige Rückkehr nach Dresden
  • nach 1945 Leitung eines Lesbenclubs
  • 1958 Versuch der Neugründung des Bundes für Menschenrechte
  • 2023 Einweihung einer Gedenkstehle in Berlin am ehem. Damenklub Violetta

Martha Urbach

Martha Urbach, geborene Hentschel, wurde am 17. Mai 1900 geboren. Ihr Mann Jacob Benjamin Urbach wurde am 5. November 1893 in Alexandrowo, im heutigen Polen geboren. Er arbeitete als Vertreter und befand sich seit dem 25. August 1917 in Sachsen. Das Ehepaar hatte die drei Kinder Siegfried, Fanny und Edith.

Salomon Siegfried Urbach wurde am 25. März 1920, seine Schwestern Fanny Urbach am 13. März 1921 und Edith Urbach am 5. Dezember 1922 in Dresden geboren. Siegfried feierte 1933 in der Synagoge seine Bar Mizwah. Zum Unterhalt der Familie konnte er als Arbeitsbursche beitragen. Fanny ging auf die 22. Volksschule in der Louisenstraße, ab 1937 besuchte sie gemeinsam mit ihrer Schwester Edith die 2. Mädchen-Berufsschule in Dresden.

Jacob Urbach wurde bereits 1936 nach Polen ausgewiesen und gilt seitdem als verschollen. Siegfried wurde vermutlich gemeinsam mit seiner Mutter während der sogenannten Polen-Aktion am 28. Oktober 1938 nach Polen ausgewiesen. Vermutlich lebten beide im Ghetto in Łódź. Das Schicksal der beiden ist ebenfalls unbekannt. Die beiden Schwestern Fanny Urbach und Edith Urbach konnten fliehen (nach Palästina) und überlebten die Verfolgungen. Quellen behaupten, dass Edith im Kibbuz El Haschoveth gelebt hat, Fanny ab 1947 in Wien lebte und ab 1960 ebenfalls nach Israel ging.

Gedenken

Am 5. Dezember 2013 wurden zur Erinnerung an die Familie Urbach fünf Stolpersteine auf der Königsbrücker Straße 37 (Dresden-Äußere Neustadt) gesetzt.1

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Edith Hildegard Kühnert

Edith Hildegard Kühnert, geborene Teutsch, wurde am 5. Oktober 1913 in München geboren. Sie war Lehrerin für Französisch und Englisch. Als katholisch verheiratete Frau kam sie mit ihrem Mann, dem kaufmännischen Angestellten Willibald Kühnert nach Dresden. Das Paar hatte eine Tochter. Barbara Kühnert wurde am 5. Februar 1943 in Dresden geboren. Die Ehe mit ihrem nichtjüdischen Mann schützte sie nur bedingt. Frau Kühnert erhielt als eine der letzten ca. 170 in Dresden verbliebenen Juden den Deportationsbefehl für den 16. Februar 1945, drei Tage vor der Bombardierung Dresdens. Einer derjenigen, der die Deportationsbefehle im Auftrag der Reichvereinigung der Juden in Deutschland zuzustellen hatte, war der Romanist Victor Klemperer: „Sie sollten sich am 16. Februar um 6.45 Uhr in der Zeughausstraße (Gemeindehäuser der bereits im November 1938 zerstörten Dresdner Synagoge) ‚zum Arbeitseinsatz außerhalb Dresdens‘ mit Handgepäck und Marschverpflegung für zwei bis drei Tage einfinden. Alle betroffenen Leidensgefährten wussten: Dies war das Todesurteil.“
Mit ihrem Mann besprach Frau Kühnert verschiedene Pläne, um aus Dresden zu entkommen. Eine befreundete Familie in der Nachbarschaft bot ihr an, sie bei sich zu verstecken. Aus Angst vor einem Spitzel, der in derselben Straße wohnte, lehnte Edith Kühnert allerdings ab und flüchtete am 15. Februar mit der zweijährigen Tochter in Richtung Berlin. Edith Kühnert soll über Radeberg, Großenhain und Elsterwerda geflohen sein. Am 17. Februar wurde sie von einer Gärtnerfamilie in Zeischa/Bad Liebenwerda aufgenommen. Am 18. Februar 1945 wurde der Kinderwagen von Barbara Kühnert in einem Fischteich bei Thalberg gefunden und bald darauf barg man die Leichen der beiden. Die Todesursache blieb ungeklärt.1

Am 24. September 2013 wurden zur Erinnerung an Edith Hildegard Kühnert und deren Tochter Barbara Kühnert zwei Stolpersteine auf der Weinbergstraße 40 (Dresden-Pieschen/ Trachenberge) gesetzt.

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Edith Gräfin Salburg

Edith Salburg (Edith Freifrau von Krieg-Hochfelden, geb. Gräfin Salburg-Falkenstein) (* 14. Oktober 1868 auf Schloss Leonstein (Oberösterreich); † 3. Dezember 1942 in Dresden) war eine österreichische Schriftstellerin, Publizistin und Verlagsleiterin. Sie wurde bekannt unter dem Pseudonym Edith Gräfin Salburg.

Editha Ernestine Luise Hildegarde war die Tochter von Otto Arthur Adelbert Graf Salburg-Falkenstein und Hildegard Anna Franziska Ernestine von Holenia. Sie erhielt Privatunterricht im Haus ihrer Eltern in Graz, besonders in Geschichte und Literaturwissenschaften. Anregungen erhielt sie von Peter Rosegger und Robert Hamerling. 1898 heiratete sie Franz Krieg von Hochfelden (* 1857). Das Ehepaar lebte in Arco (Trentino). 1919 starb ihr Mann und sie wurde vermögenslos. Durch Schriftstellerei verdiente sie von da an ihren Lebensunterhalt. Zeitweise war sie Leiterin des Strom-Verlages. Seit 1927 lebte sie in Dresden und schrieb Romane, Gedichte und Dramen. Edith Salburg war eine der produktivsten Unterhaltungsschriftstellerinnen ihrer Zeit. Im Kulturlexikon zum Dritten Reich von Ernst Klee wird Salburg als „Vorkämpferin für Nationalismus und Antisemitismus“ bezeichnet. Im Handbuch Die Konservative Revolution in Deutschland 1918-1932 von Armin Mohler und Karlheinz Weißmann wird Salburg als „völkische Courths-Mahler“ charakterisiert.1

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Dr. Dorothea Hänel-Dietrich

Dr. Dorothea Hänel-Dietrich legte ihr Staatsexamen 1907 in Leipzig ab, ihre Approbation erhielt sie 1908 und promovierte zum Dr. med. 1908 in Leipzig. 1909 – 1910 arbeitete sie als Assistenzärztin an der Kinderheilanstalt Dresden. 1910 wurde sie Ärztin an der Staatlichen Frauenklinik Dresden. Als Assistenzärztin im Sanatorium Dr. Weisswange in Dresden arbeitete sie 1911. 1911 – 1912 lebte sie in Berlin, 1912 – 1913 in Breslau. 1913 – 1919 war sie erneut am Sanatorium Dr. Weisswange in Dresden beschäftigt. Sie qualifizierte sich zur Fachärztin für Gynäkologie und wurde Besitzerin einer Privat-Frauenklinik in Dresden ab 1926. 1930 wurde sie Gefängnisärztin in Dresden. 1927 Vorsitzende des Bundes deutscher Ärztinnen, Ortsgruppe Dresden. Wohnung und Klinik befanden sich in der Albrechtstr. 5. 1960 arbeitete sie als Ärztin im Krankenhaus Weißer Hirsch.1

Am 07.03.1927 heiratete Dr. Dorothea Dietrich den Frauenarzt Dr. med. Franz Moritz Friedrich Hänel (geb. 25.09.1858 in Stuttgart, verst. am 25.10.1933 in Zürich). Ihr Ehename Dietrich-Hänel wurde vom Sächsischen Ministerium des Inneren am 25.03.1927 genehmigt.2

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Dora Häusle

Dora Häusle gründete unter dem Namen Dora Aysche-Feldern in der Pillnitzer Straße eine Agentur, 1927 wg. Betrugs zu 3 Wochen Gefängnis verurteilt.1

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Dora Herxheimer

Dora Herxheimer, verh. Heidrich, war bildende Künstlerin. 1901 wurde sie in Dresden Privatschülerin bei Georg Lührig und stand vermutlich Modell für dessen Bild „Alter und Jugend“. In Paris folgte das Studium bei Rodin, die Freundschaft mit Rainer Maria Rilke (Briefwechsel im Rilke-Archiv). 1911 heiratete sie den österreichischen Offizier Rudolf Heidrich, 1919 wurde ihre Tochter Dorothea in Freudenstadt/Schwarzwald geboren. Sie lebte während der Nazizeit im damaligen Sudetengau, mußte den Judenstern tragen und durfte ihren Beruf als Englischlehrerin nicht mehr ausüben. Unter diesen Drangsalen starb ihr nichtjüdischer Mann 1941. Für November 1945 stand sie auf der Transportliste ins Konzentrationslager. Frühjahr 1948 konnte sie mit ihrer Tochter nach England ausreisen, 1954 in die USA.

Dora Herxheimer war das zweite von drei Kindern der Eheleute Gotthold Herxheimer (18. September 1838 in Bernburg bis 3. August 1897 in Braunschweig) und Auguste, geb. Jaffé (17. September 1853 in Hamburg bis 1. Mai 1937 in Braunschweig), Tochter des wohlhabenden jüdischen Leinenhändlers Isaac Joseph Jaffé aus Hamburg. Ihre zwei Geschwister Walter (30. August 1877 bis 28. Mai 1914 bei einem Schiffsunglück auf dem Sankt-Lorenz-Strom) und Ella Pauline (6. November 1882 bis 28. April 1978 in New Rochelle, NY) wurden ebenfalls in London geboren.

Ihr Vater Gotthold war der Sohn der Eheleute Salomon Herxheimer (6. Februar 1801 in Dotzheim bis 25. Dezember 1884 In Bernburg) und Lea, geb. Sieskind. Salomon Herxheimer war über 50 Jahre lang Landesrabbiner des Fürstentums Anhalt-Bernburg gewesen. Gotthold Herxheimer wanderte nach England aus und ließ sich in London als Kaufmann nieder. Da sich sein Gesundheitszustand im Alter zusehends verschlechterte, kehrte die Familie 1894 nach Deutschland zurück, wobei sie Braunschweig als Wohnort wählte, weil sich dort kurz zuvor Gottholds Cousin, der Arzt Alfred Sternthal, niedergelassen hatte. Die Familie Herxheimer wohnte im östlichen Ringgebiet, in der Bismarckstraße 6.

Zusammen mit ihrer Schwester Ella besuchte sie das Lyceum Kleine Burg. Nachdem sie 1901 das Abitur bestanden hatte und auch ihre Schwester das Abitur gemacht hatte, zogen beide mit ihrer Mutter nach Dresden, da Dora Kunst studieren wollte und Ella Musik. Da Frauen im Deutschen Kaiserreich das Kunststudium untersagt war, nahmen beide Privatunterricht: Ella erhielt Klavierunterricht bei der bekannten Pianistin Laura Rappoldi, während Dora Privatunterricht bei dem Maler und Grafiker Georg Lührig erhielt. Dora Herxheimer soll für Lührigs Ölgemalde „Alter und Jugend“ Modell gestanden haben. Eine ursprünglich geplante gemeinsame Studienreise nach Rom fand nicht statt, da Ella Herxheimer der Meinung war, sie könne sich dort nicht weiterentwickeln. Daraufhin zogen Mutter und Schwester wieder zurück nach Braunschweig, während Dora Herxheimer allein nach Paris ging, wo sie Kontakt zu dem Bildhauer Auguste Rodin bekam. Zu dieser Zeit war Rainer Maria Rilke Rodins Privatsekretär. Im Umfeld Rodins arbeiteten weitere deutsche Künstlerinnen, wie z. B. Paula Modersohn-Becker, Clara Westhoff (Rilkes Ehefrau), Hedwig Jaenichen-Woermann, Ottilie Reylaender sowie der Bildhauer Bernhard Hoetger. Herxheimer wurde künstlerisch stark vom Werk Rilkes beeinflusst, in Briefen an ihn bezeichnete sie ihn als ihren „Meister“. In Anlehnung an Rilkes Gedicht Der Panther, schuf Herxheimer zwischen 1906 und 1907 mehrere Panther-Skulpturen. Herxheimer fühlte sich zu Rilke hingezogen, obwohl er verheiratet war. Im Lauf der Jahre entwickelte sich ein reger Briefwechsel zwischen beiden. Zu einer Liebesbeziehung kam es jedoch nicht. Zwischen 1905 und 1908 hielt sich Herxheimer mehrfach in Italien auf, wo sie auf Vermittlung Rilkes zusammen mit Ottilie Reylaender in der vom elsässischen Kunstmäzen Alfred Wilhelm Strohl zur Verfügung gestellten Villa Strohl-Fern wohnte.

Nachdem ihre Mutter 1909 von Rom zurück nach Braunschweig gezogen war und im östlichen Ringgebiet in der Wilhelm-Bode-Straße 11 wohnte, wo im selben Haus seit 1912 auch ihre von Lyon nach Braunschweig zurückgekehrte Schwester Ella nach ihrer Scheidung mit ihrer 1908 geborenen Tochter Nellie lebte, kam Dora Herxheimer des Öfteren zu Besuch nach Braunschweig. Während ihrer Aufenthalte in der Stadt entstanden mehrere Werke, darunter eine Bronze-Büste ihrer Schwester und ein Bronze-Relief ihrer Mutter. Ihre Mutter Auguste Herxheimer starb 1937, ihr Vater war bereits 1897 gestorben. Das Gemeinschaftsgrab der Eltern befindet sich noch heute auf dem alten jüdischen Friedhof, Hamburger Straße.

Am 9. August 1911 heiratete Dora Herxheimer in Paris überraschend den aus Böhmen stammenden k.u.k. Offizier und Kaufmann Rudolf Heidrich, dazu konvertierte sie zum Katholizismus. Dora Heidrich behielt jedoch „Dora Herxheimer“ als Künstlernamen bei. Da ihr Mann an Tuberkulose erkrankt war, gab sie ihr künstlerisches Schaffen weitgehend auf. 1919 wurde das einzige Kind des Paares, Dorothea Gertraude in Freudenstadt geboren.

Während der Zeit des Nationalsozialismus lebte die Familie zurückgezogen bis nach 1945 im Sudetenland, in Gablonz an der Neiße, der Heimatstadt ihres Mannes. Ihre Nichte Nellie Bruell war bereits 1937 mit ihrem zukünftigen Ehemann, dem Mathematiker Kurt Friedrichs, in die USA geflohen. Ihre Schwester Ella lebte ebenfalls seit 1938 in den USA. Nach der Besetzung des Sudetenlandes Anfang 1938 (als Folge des Münchner Abkommens) durch die deutsche Wehrmacht, musste Dora Herxheimer – obwohl 1911 zum Christentum übergetreten – den Judenstern tragen und durfte nicht weiter als Englischlehrerin arbeiten. Ihr Mann starb 1941 an Tuberkulose, wodurch seine Witwe den Schutzstatus der „privilegierten Mischehe“ verlor. Wie es beide geschafft haben, dennoch unter der NS-Herrschaft zu überleben, ist unbekannt. Ihr Briefwechsel mit Rilke soll ihr und ihrer Tochter das Leben gerettet haben: Eigentlich sollten beide 1944 in das KZ Theresienstadt deportiert werden. Dora Herxheimer soll es aber gelungen sein, einem Gestapo-Mitarbeiter den umfangreichen Briefwechsel zwischen ihr und Rilke als „Pfand für ihre Person“ zu übergeben. Dieser soll daraufhin das Deportationsdatum auf „November 1945“ geändert haben.

1947 emigrierte Dora Herxheimer, die in London geboren und damit britische Staatsbürgerin war, zusammen mit ihrer Tochter nach England. Das Leben dort erwies sich jedoch als äußerst schwierig. Sie musste als Putzfrau in einem Krankenhaus arbeiten, und da sie keine Wohnung finden konnten, lebten beide in einem kleinen Raum in diesem Krankenhaus. 1950/51 wanderte ihre Tochter in die USA aus, wo sie einen deutschstämmigen Juden heiratete, mit dem sie zwei Söhne hatte. 1954 folgte Dora Herxheimer ihrer Tochter nach St. Albans, Queens. Sie blieb bis zu ihrem Tod 1963 in den USA. Ihre Tochter Gertraude starb 2014 in New York City.1

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