Edith Hildegard Kühnert

Edith Hildegard Kühnert, geborene Teutsch, wurde am 5. Oktober 1913 in München geboren. Sie war Lehrerin für Französisch und Englisch. Als katholisch verheiratete Frau kam sie mit ihrem Mann, dem kaufmännischen Angestellten Willibald Kühnert nach Dresden. Das Paar hatte eine Tochter. Barbara Kühnert wurde am 5. Februar 1943 in Dresden geboren. Die Ehe mit ihrem nichtjüdischen Mann schützte sie nur bedingt. Frau Kühnert erhielt als eine der letzten ca. 170 in Dresden verbliebenen Juden den Deportationsbefehl für den 16. Februar 1945, drei Tage vor der Bombardierung Dresdens. Einer derjenigen, der die Deportationsbefehle im Auftrag der Reichvereinigung der Juden in Deutschland zuzustellen hatte, war der Romanist Victor Klemperer: „Sie sollten sich am 16. Februar um 6.45 Uhr in der Zeughausstraße (Gemeindehäuser der bereits im November 1938 zerstörten Dresdner Synagoge) ‚zum Arbeitseinsatz außerhalb Dresdens‘ mit Handgepäck und Marschverpflegung für zwei bis drei Tage einfinden. Alle betroffenen Leidensgefährten wussten: Dies war das Todesurteil.“
Mit ihrem Mann besprach Frau Kühnert verschiedene Pläne, um aus Dresden zu entkommen. Eine befreundete Familie in der Nachbarschaft bot ihr an, sie bei sich zu verstecken. Aus Angst vor einem Spitzel, der in derselben Straße wohnte, lehnte Edith Kühnert allerdings ab und flüchtete am 15. Februar mit der zweijährigen Tochter in Richtung Berlin. Edith Kühnert soll über Radeberg, Großenhain und Elsterwerda geflohen sein. Am 17. Februar wurde sie von einer Gärtnerfamilie in Zeischa/Bad Liebenwerda aufgenommen. Am 18. Februar 1945 wurde der Kinderwagen von Barbara Kühnert in einem Fischteich bei Thalberg gefunden und bald darauf barg man die Leichen der beiden. Die Todesursache blieb ungeklärt.1

Am 24. September 2013 wurden zur Erinnerung an Edith Hildegard Kühnert und deren Tochter Barbara Kühnert zwei Stolpersteine auf der Weinbergstraße 40 (Dresden-Pieschen/ Trachenberge) gesetzt.

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Dorothea Tieck

Dorothea Tieck war eine deutsche Übersetzerin. Zusammen mit ihrem Vater Ludwig Tieck und Wolf Heinrich Graf von Baudissin fertigte sie Übersetzungen zahlreicher Werke William Shakespeares an, übersetzte aber auch andere Autoren aus dem Spanischen und Englischen.

Dorothea Tieck wurde 1799 als älteste Tochter des Schriftstellers Ludwig Tieck und der Tochter des Theologen Julius Gustav Alberti, Amalie Alberti, in Berlin geboren. Bereits 1805 trat Dorothea Tieck unter dem Einfluss ihrer Mutter zum katholischen Glauben über.

Schon in jungen Jahren zeigte sich Dorothea Tiecks Wissbegierde und Talent für Sprachen. Sie lernte Französisch, Englisch, Italienisch und Spanisch, aber auch Griechisch und Latein, sodass sie Shakespeares Werke, aber auch Calderón, Homer, Livius, Vergil, Dante und Horaz im Original lesen konnte. Im Jahr 1819 ging die Familie nach Dresden. Dorothea Tieck wurde in den folgenden Jahren die Gehilfin des Vaters und unterstützte ihn bei seinen Studien und Arbeiten. Sie übersetzte Werke Shakespeares, aber auch mehrere Übersetzungen aus dem Spanischen sind von ihr. Dorothea Tiecks Name wurde dabei nicht immer genannt, als Herausgeber fungiert oft ihr Vater Ludwig Tieck, der auch Nachworte beisteuert und manches Mal angibt, die Übersetzungen seien durch „einen (jungen) Freund“ [sic!] erfolgt.

Der Tod ihrer Mutter 1837 stürzte Dorothea Tieck in Depressionen. Besonders litt das erklärte Lieblingskind Ludwig Tiecks unter der Beziehung des Vaters zur Gräfin Finkenstein, die seit 1803 auf Gut Ziebingen und später in Dresden im Haus der Familie wohnte. Schwermütige Gedanken und Lebensunlust führten zu einem ständigen Kampf mit sich selbst, sodass sie sogar erwog, in ein Kloster zu gehen. Das Gefühl, den Vater als älteste Tochter umsorgen zu müssen, hielt sie davon ab. Neben ihrer literarischen Arbeit war die tiefreligiöse Dorothea Tieck auch in einem katholischen Frauenverein tätig und unterrichtete in einer Armenschule Mädchen aus den untersten Ständen in Handarbeiten.

Sie erkrankte an Masern und starb an einem hinzugetretenen Nervenfieber im Februar 1841 unverheiratet in Dresden. Sie wurde wie ihre Mutter auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden beigesetzt. Beide Gräber sind nicht erhalten. An Dorothea Tieck erinnert jedoch eine Gedenktafel auf dem Friedhof.

Die Shakespeare-Übersetzungen

Ludwig Tieck hatte sich bereits sehr zeitig mit William Shakespeare beschäftigt. Schon 1796 fasste er den Plan, Shakespeares Gesamtwerk ins Deutsche zu übertragen. Sein Plan wurde durch August Wilhelm Schlegels Übersetzung von 14 Werken Shakespeares durchkreuzt, die ab 1797 erschienen. Ludwig Tieck wandte sich daher zuerst englischen Werken zu, deren Übersetzung 1823 unter dem Titel Shakespeare’s Vorschule erschienen. Die Übersetzungen von Robert Greenes Die wunderbare Sage von Pater Baco und dem anonymen Arden von Feversham stammten dabei von Dorothea Tieck.

Das nächste größere Projekt wurden die Sonette Shakespeares, deren Übersetzung durch die feste Strophenform jedoch ungleich schwerer war. In Ludwig Tiecks Aufsatz Über Shakespeares Sonette einige Worte, nebst Proben einer Übersetzung derselben, der 1826 in der Zeitschrift Penelope erschien, gab Ludwig Tieck zu, dass die Übersetzung der Sonette durch einen jüngeren Freund hergestellt worden sei. Bei diesem handelte es sich um seine Tochter Dorothea, die ab 1820 sämtliche Sonette Shakespeares übersetzt hatte, von denen 25 in der Zeitschrift Penelope abgedruckt wurden.

Der Plan August Wilhelm Schlegels, eine Gesamtübersetzung der Werke Shakespeares zu liefern, war 1810 nach 14 Dramen abgebrochen. Ab 1825 übernahm Ludwig Tieck das Shakespeare-Projekt, der zu dem Zeitpunkt bereits an einer Übersetzung des Macbeth und des Stücks Love’s Labour’s Lost gearbeitet hatte. Doch schon 1830 beschrieb Ludwig Tieck seine Arbeit an der Shakespeare-Übersetzung deutlich passiver:

„Der Verleger (Georg Andreas Reimer) hat mich aufgefordert, die damals angekündigte Ausgabe insofern zu besorgen, daß ich die Übersetzungen jüngerer Freunde, die ihre ganze Muße diesem Studium widmen können, durchsehe, und, wo es nötig ist, sie verbessere, auch einige Anmerkungen den Schauspielen zufüge.“

Ludwig Tieck 1830

Neben Wolf Heinrich Graf von Baudissin handelte es sich bei den jungen Freunden auch um Dorothea Tieck. Diese Form der Arbeitsteilung entsprach jedoch weniger einem geplanten und durch den Verleger angeordneten Vorgehen, als vielmehr einem spontanen und unter Zeitdruck notwendigen Entschluss. Ludwig Tieck hatte von Reimer Zahlungen für die noch fehlenden Übersetzungen erhalten und war bereits regelmäßig gemahnt worden, dafür auch Ergebnisse zu liefern. Ludwig Tieck war jedoch durch zahlreiche Krankheiten und auch gesellschaftliche Verpflichtungen nicht in der Lage, die Übersetzungen der Werke vorzunehmen.

„Da faßten Tiecks älteste Tochter Dorothea und ich uns ein Herz und taten ihm den Vorschlag, viribus unitis die Arbeit zu übernehmen; […] Das Unternehmen hatte raschen Fortgang: im Verlauf von drittehalb Jahren wurden von meiner Mitarbeiterin Macbeth, Cymbeline, die Veroneser, Coriolanus, Timon von Athen und das Wintermärchen, von mir die noch übrigen dreizehn Stücke übersetzt. Tag für Tag von halb zwölf bis ein Uhr fanden wir uns in Tiecks Bibliothekszimmer ein: wer ein Stück fertig hatte, las es vor, die zwei andern Mitglieder unseres Collegiums verglichen den Vortrag mit dem Original, und approbierten, schlugen Änderungen vor, oder verwarfen.“

Wolf Heinrich Graf von Baudissin: Erinnerungen

In Zusammenarbeit mit Wolf Heinrich Graf von Baudissin übersetzte Dorothea Tieck zudem die Stücke Viel Lärm um Nichts und Der Widerspenstigen Zähmung und steuerte zu seiner Übersetzung des Stücks Verlorene Liebesmüh Sonette bei.

Macbeth hatte Ludwig Tieck bereits 1819 zu übersetzen begonnen. Dorothea Tieck beendete die fragmentarische deutsche Version 1833.

Dorothea Tieck fertigte auch Übersetzungen aus dem Spanischen und Englischen an, die jedoch anonym oder unter dem Namen Ludwig Tiecks erschienen. Im Jahr 1827 erschien Vicente Espinels Biografie Leben und Begebenheiten des Escudero Marcos Obrégon, die den Untertitel Aus dem Spanischen zum ersten Male in das Deutsche übertragen, und mit Anmerkungen und mit einer Vorrede begleitet von Ludwig Tieck trug. Ihre Übersetzung von Cervantes’ Leiden des Persiles und der Sigismunda erschien 1838 anonym mit einem Vorwort von Ludwig Tieck. Friedrich von Raumer veranlasste Dorothea Tieck schließlich zur Übersetzung des Werkes Leben und Briefe George Washingtons von Jared Sparks, die 1841 erschien.

Dorothea Tieck hielt sich bei ihrer Arbeit stets im Hintergrund. Über ihre Arbeit als Übersetzerin äußerte sie sich 1831 in einem Brief an Friedrich von Uechtritz.

„Ich glaube, das Übersetzen ist eigentlich mehr ein Geschäft für Frauen als für Männer, gerade weil es uns nicht gestattet ist, etwas eigenes hervorzubringen.“

Dorothea Tieck an Friedrich von Üchtritz, Brief vom 15. Juli 1831

Dorothea Tieck blieb zeitlebens diesem Frauenbild verhaftet und veröffentlichte trotz ihres literarischen Talents keine eigenen Schriften. Sie akzeptierte das Zurücktreten hinter den Namen ihres Vaters und unterstützte die Geheimhaltung ihrer literarischen Tätigkeit sogar.

Auch in ihrer Übersetzungsarbeit wurde Dorothea Tieck im Gegensatz zu August Wilhelm Schlegels „poetischen“ Übersetzungen nicht selbst kreativ tätig, sondern setzte die originalgetreue Wiedergabe des Textes an vorderste Stelle.

Werke

Bei allen Werken handelt es sich um Übersetzungen Dorothea Tiecks ins Deutsche.

  • Die wunderbare Sage von Pater Baco von Robert Greene (VÖ 1823)
  • Arden of Faversham (VÖ 1823)
  • Sonette von William Shakespeare (um 1820, VÖ 1826)
  • Leben und Begebenheiten des Escudero Marcos Obrégon von Vicente Espinel (1827)
  • Viel Lärm um Nichts von William Shakespeare (mit Wolf Heinrich Graf von Baudissin, 1830)
  • Der Widerspenstigen Zähmung (mit Wolf Heinrich Graf von Baudissin, 1831)
  • Coriolan von William Shakespeare (1832)
  • Die beiden Veroneser von William Shakespeare (1832)
  • Timon von Athen von William Shakespeare (1832)
  • Ein Wintermärchen von William Shakespeare (1832)
  • Cymbeline von William Shakespeare (1833)
  • Macbeth von William Shakespeare (1833)
  • Leiden des Persiles und der Sigismunda von Cervantes (1838)
  • Leben und Briefe George Washingtons von Jared Sparks (1839)1

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Dora Vollmöller-Mirus

Dora Vollmöller-Mirus (geb. Theodora Elisabeth Mirus) war Schriftstellerin und Frauenrechtlerin. 1887 heiratete sie Dr. Karl Vollmöller, Professor an der Uni Göttingen, 1891 Übersiedlung nach Dresden. Gründung des Augusta-Heims in Leisnig (Sommeraufenthalt für Schriftstellerinnen, Lehrerinnen, Handlungsgehilfinnen u.a.). Im Vorstand des Vereins für Handlungsgehilfinnen und des Vereins Freundinnnen junger Mädchen. Verbandsvorsitzende des Landesverbandes für christlichen Frauendienst 1910-1912. Vorgängerin: Rosa von Zezschwitz. Nachfolgerin: Marie von Carlowitz. Sie wohnte auf der Wiener Straße 9. 1, 2, 3

Sie war die Tochter des Rechtsanwalts und sächsischen Hofrats Karl Adolf Mirus (1829–1907) und der Auguste Wilhelmine Buhle (1839–1900). Die Mutter war Nachfahrin einer Textilfabrikantenfamilie in Polen und brachte bedeutendes Vermögen in die Familie ein. Theodora erhielt ihre Erziehung durch eine Gouvernante und Privatlehrer. Das Vermögen der Familie erlaubte ihr schon in jungen Jahren zahlreiche größere Reisen. Im Haus Gottfried in Tölz, einem Besitz der Eltern, verlobte sie sich am 31. August 1886 mit Karl Vollmöller, zu dem Zeitpunkt Professor der Philologie in Göttingen. Am 18. Januar 1887 folgte die Heirat. Dadurch wurde sie die Schwägerin der Sozialreformerin Emilie Vollmöller.

Im Jahr 1891 zog die Familie nach Dresden, wo sie aus altem Buhle’schen Besitz zahlreiche Immobilien besaß. Vollmöller war sozial engagiert, auf dem Gebiet der Inneren Mission tätig und setzte sich vor allem für arbeitende Frauen und Mädchen ihrer Zeit ein. In Leisnig gründete sie das Augusta-Heim, in dem Autorinnen, Lehrerinnen, Handlungsgehilfinnen und andere berufstätige Frauen den Sommer verbringen konnten. Ihr Mann engagierte sich gemeinsam mit seinem Bruder Robert Vollmöller in deren Heimatort Ilsfeld nach der Brandkatastrophe von 1904 für die Nothilfe und den Wiederaufbau und gründete dort 1906 das nach ihr benannte Kleinkinderpflegeheim Dorastift. Die Brüder wurden 1906 zu Ehrenbürgern von Ilsfeld ernannt.

Von 1910 bis 1912 war Vollmöller Verbandsvorsitzende des „Landesverbandes für christlichen Frauendienst“. Auch im Vorstand des „Vereins für Handlungsgehilfinnen“ und des Vereins „Freundinnen junger Mädchen“ hatte Vollmöller Posten inne. Ihre Schriften veröffentlichte sie unter dem Namen Dora Vollmöller. Sie war eine enge Freundin der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Hedwig Dohm, der Großmutter Katia Manns.4

Ihr Grab befindet sich auf dem Trinitatisfriedhof.

Friedel Landgraf

Friedel (Lina Frieda) Landgraf, geb. Thumig, war Widerstandskämpferin. Sie war das sechste von sieben Kindern einer Heimarbeiterfamilie. Nach der Schulentlassung arbeitete sie als Dienstmädchen, 1913 wurde sie Verkäuferin im Konsum und Mitglied im Zentralverband der Handlungsgehilfen. Durch ihren Bruder, der 1919 zu den Mitbegründern des Spartakusbundes gehörte, sowie durch ihren Ehemann Rudolf Landgraf wurde sie in das politische Geschehen einbezogen. 1928 trat sie der KPD bei, war ehrenamtliche Fürsorgerin im Stadtbezirk Johannstadt bis 1933. Seit 1922 war sie Mitglied im Touristenverein der Naturfreunde, 1929 in der VKA (Vereinigten Kletterabteilung) Naturfreunde der „Oppo“ und ständige Helferin im Heim. 1932 half sie bei der Vorbereitung der Kauskasus-Expedition, an der ihr Mann teilnahm. 1933 wurde die VKA („Rote Bergsteiger“) aufgelöst. Sie arbeiteten illegal weiter. Einige traten in den Alpenverein, Zweig „Meißner Hochland“ ein. Sie half beim Bau der Bergsteigerhütte in Ostrau/Bad Schandau. 1943 gab es ein illegales Treffen mit Kurt Sindermann, Herbert Blochwitz und Arthur Weineck in der Tischlerwerkstatt Kurt Schlossers. Am 17. Dezember 1943 folgte die Verhaftung. Bis Januar 1944 war sie im Polizeipräsidium inhaftiert und wirde am 30. Juni 1944 nach dem Untersuchungsgefängnis Münchner Platz überführt. Wegen Vorbereitung zum Hochverrat wurde sie vom Volksgerichtshof Berlin zu 5 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. Im August 1944 kam sie in das Frauenzuchthaus Aichabach/Oberbayern, dann in ein Barackenlager bei Rosenhain und schließlich ins Frauengefängnis Lebenau/Salzburg. Am 4. Mai 1945 wurde sie von den Amerikanern befreit. Ihre Wohnung Pfotenhauer Str. 15 war ausgebombt. Am 1. August 1945 trat sie wieder der KPD bei, am 15. Oktober 45 wurde sie Fürsorgehelferin beim Rat der Stadt. Sie war die Lebensgefährtin Kurt Schlossers. Neben ihrer Arbeit in der Veteranenbetreuung erzählte sie in Schulen über die Arbeit der VKA. Zuletzt wohnte sie Comeniusstr. 68. Sie war Ehrenmitglied des Bergsteigerchores.1

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Frieda Thiele

Berufsschulleiterin, vertrat 1931 auf der Versammlung des Stadtbundes der Dresdener Frauenvereine den Dresdner Lehrerinnenverein, N 23, Wilder-Mann-Str. 40.

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Frida Tronicke

Frida Tronicke geb. Grundmann war die Tochter eines Kutschers und einer Waschfrau. Sie besuchte den Kindergarten des Stadtvereins für Innere Mission auf der Langebrücker Str. 10. Dann wurde sie Dienstmädchen, mit 20 Jahren heiratete sie. Danach arbeitete sie als Blätterwachserin auf der Marschallstr. 1912 Geburt des Sohnes, sie wurde Munitionsarbeiterin, in der Fa. Heyde, Kleiststr., dort war sie mit der Zünder-Revision betraut, wurde in den Arbeiterrat gewählt. Vorstandsmitglied des Vereins Volksgesundheit Dresden-N., delegiert ins Arbeitersportkartell, von dort in den städtischen Ausschuß für Leibesübungen. Mitglied im „Volkswohl“. 1914 trat sie der SPD bei. Sie wirkte auch als Schöffe. 1917 zog sie nach Flensburg, Arbeit im Lazarett. 1918 zurück nach Dresden. 1920 Geburt der Tochter. Arbeit im Konsumverein Vorwärts. Essenausgeberin in der Pestalozzi-Schule, 1959 lebte sie im Clara-Zetkin-Heim. Ihre Wohnungen: Friedhofstr. (hier wurde sie geboren), Hechtstr. 11 Hochparterre, Hechtstr. 59 b HH III, Schanzenstr. 13 pt., Fichtenstr., Großenhainer Str.1

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Dr. Franziska Tiburtius

Dr. med. Franziska Tiburtius war Ärztin. Aufgewachsen in einem Gutshof auf Rügen, Hauslehrerin, 1871 Pflege ihres kranken Bruders, anschl. Studium und Promotion (1876) in Zürich, Praktikum in Dresden, 1876 Praxis in Berlin in einer Wohnung mit ihrer Schwägerin, der ersten deutschen Zahnärztin Dr. Henriette Tiburtius geb. Hirschfeld und ihrer Kollegin Dr. Emilie Lehmus. Neben der Privatpraxis Einrichtung einer Poliklinik für unbemittelte Frauen und Kinder.

An der Charité wurde Tiburtius Mitbegründerin und leitende Ärztin an der Poliklinik für Frauen. Gemeinsam mit ihren Praxiskolleginnen Henriette Hirschfeld-Tiburtius und Emilie Lehmus zählte Tiburtius darüber hinaus zu den ersten niedergelassenen Ärztinnen in Deutschland. 1878 eröffneten sie in der Alten Schönhauser Straße 23/24 in Berlin eine Arztpraxis.

Von ihrem Bruder übernahm sie den Posten des Hausarztes im Viktoria-Stift des Lette-Vereins. Als erste deutsche Ärztinnen mit eigener Praxis sahen beide sich jahrelang öffentlichen Anfeindungen und Vorbehalten der männlichen Ärzteschaft ausgesetzt. Sie durften zwar praktizieren, jedoch mussten sie sich als „Dr. med. in Zürich“ ausweisen, wonach sie dem Status nach Heilpraktiker waren. Der Titel „Arzt“ wurde ihnen nicht zugestanden, da dieser an eine deutsche Approbation gebunden war. Die Praxisausübung konnte man ihr nicht untersagen, weil „diese nach der neuen deutschen Gewerbeordnung von 1876 an keinen besonderen Befähigungsnachweis gebunden war“, womit sie formal „den Kurpfuschern gesetzlich gleichgestellt“ war.

Mit einer weiteren Studienkollegin, der deutschen Ärztin Agnes Hacker, eröffnete Franziska Tiburtius dessen ungeachtet im Jahr 1908 die Chirurgische Klinik weiblicher Ärzte. In dieser Poliklinik wurden insbesondere Frauen aufgenommen, die keiner Krankenkasse angehörten. An Bedürftige wurde kostenlos Arznei ausgegeben.

Tiburtius engagierte sich für die Frauenbewegung und insbesondere für die Aufhebung des Studierverbots für Frauen in Deutschland. Jedoch wurden an preußischen Universitäten Frauen erst ab 1908 als Medizinstudentinnen zugelassen und waren bis 1914 nicht zur Approbation zugelassen. Als man im Jahre 1889 die Einrichtung von zweijährigen Realcursen für Frauen in Berlin plante, konnte Franziska Tiburtius als eine der Leiterinnen gewonnen werden.

1908 setzte sich Franziska Tiburtius zur Ruhe. In der Folgezeit bereiste sie unter anderem Amerika, Nordafrika sowie Ziele innerhalb Europas. Sie verstarb 1927 in Berlin.

Franziska Tiburtius gilt als die erste deutsche promovierte Ärztin der neueren Zeit. Noch 1894 war sie eine von lediglich sechs praktizierende Ärztinnen in Deutschland. Am 24. Januar 1903 wurde in Berlin „ein wohl bisher noch nie begangenens Fest gefeiert, der 60. Geburtstag des ältesten weiblichen Arztes in Berlin und in Deutschland überhaupt“.

Ihr abwechslungsreiches Leben schrieb Franziska Tiburtius in ihrer Autobiographie Erinnerungen einer Achtzigjährigen nieder. Darin berichtet sie unter anderem von ihrer Kindheit auf Rügen.

Franziska Tiburtius starb in der von ihr gegründeten Anstalt für weibliche Ärzte in Berlin.

Im Wintersemester 1938/39 wurde an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen eine Gruppe der Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer Studentinnen nach Franziska Tiburtius benannt.

Das ehemalige Stralsunder Bezirkskrankenhaus, heute „Klinikum am Sund“, stiftete 1987 eine Preismedaille, die ab 1988 als Wissenschaftspreis jährlich zum Tag des Gesundheitswesens verliehen wurde.

Gestaltet wurde sie von Helmut König aus Zella-Mehlis nach einem Entwurf des Stralsunders Peter Ganz, sie besteht aus Kupfer und hat einen Durchmesser von 40,2 mm.

Vorderseite: „DR. MED. FRANZISKA TIBURTIUS“ und „* 1843“ sowie „† 1927“; ein Brustbild zeigt die Medizinerin.

Rückseite: „BEZIRKSKRANKENHAUS“ und Äskulapstab, umschlossen von einem Lorbeerkranz

Im Jahre 2002 widmete der „Stralsunder Philatelisten-Verein von 1946 e. V.“ zum 75. Todestag ihr einen Gedenkumschlag mit der Abbildung der Tiburtius-Medaille. Dazu passend gab es einen Sonderstempel (18439 Stralsund 1) mit dem Porträt der Ärztin.

In mehreren Städten und Gemeinden sind Straßen nach Franziska Tiburtius benannt, so die Tiburtiusstraße im „Ärztinnenviertel“ in Berlin-Altglienicke, die Franziska-Tiburtius-Straße im Dresdner Stadtteil Wachwitz und eine gleichnamige Straße im Stralsunder Stadtteil Knieper. 1